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Mord im TEE 91 & Der Schlüssel

Derrick: Mord im TEE 91 BRD 1976, R: Zbynek Brynych, B: Herbert Reinecker, K: Rolf Kästel, M: Marcella Bella, Leonard Cohen, Les Humphries, D: Horst Tappert, Fritz Wepper, Alwy Becker, Harry Meyen, Siegfried Rauch, Willy Schäfer, 60‘ · File Derrick: Der Schlüssel BRD 1994, R: Zbynek Brynych, B: Herbert Reinecker, K: Rolf Kästel, M: Frank Duval, Les Humphries, D: Horst Tappert, Sunnyi Melles, Fritz Wepper, Willy Schäfer, Sky du Mont, Frank Duval, 58‘ · File SA 22.07. um 21 Uhr  Nach mehrjährigem Ausreiseverbot konnte Brynych ab 1975 wieder in die Bundesrepublik pendeln, wo er Stammregisseur dreier weiterer Ringelmann-Serienhits wurde (Derrick, Der Alte, Polizeiinspektion 1) und im Deckmantel der Fließbandproduktion mehrere Schmuggelware-auteur-Perlen aneinanderreiht. Eine gewisse Altersmelancholie wird spürbar, aber Brynych behält seine idiosynkratische Weltsicht und Inszenierungsweise bei. Ein frühes und ein spätes Paradebeispiel aus Derrick: Bei Mord im TEE 91 wird ein gelegentlicher Schachpartner Derricks ermordet – und der Inspektor fühlt sich bald selbst wie eine Spielfigur in einer (sehr Spätsiebziger-)Welt der Geheimdienste, die ihm dafür einen unüblich lockeren Flirt (mit Alwy Becker) erlaubt. In seiner allerletzten Derrick-Episode Der Schlüssel findet Brynych den Wahnsinn in einem vergletscherten Universum zwischen sterilen Behausungen, kaputten Leben und neuen Serienmörder-Geschäftsmodellen wieder: „Manchmal bete ich zu Gott und frage, ob es ihn gibt!“, ruft Derrick in die Unwirklichkeit dieses Nachtmahrs, der vom schlicht unfassbaren Auftritt des Hauskomponisten Frank Duval gekrönt wird. (chh)