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Oblomok imperii / Trümmer des Imperiums

Oblomok imperii Trümmer des Imperiums / Der Mann, der das Gedächtnis verlor UdSSR (Sovkino, Leningrad) 1929, R: Fridrich Ermler, B: Ekaterina Vinogradskaja, F. Ermler, K: Evgenij Šnejder, Gleb Buštuev, D: Fedor Nikitin, Ljudmila Semenova, Valerij Solovcov, Jakov Gudkin, Vjaceslav Viskovskij, Ursula Krug, 100‘ · 35mm, OmU SA 25.11. um 18.30 Uhr · Am Flügel: Eunice Martins · Einführung: Barbara Wurm Mit Ausnahme der Ukrainer (Dovženko, Špikovskij) hat wohl kein anderer Regisseur den gesellschaftlichen Umsturz in seiner ganzen Ambivalenz so vibrierend und offen zum Ausdruck gebracht wie der alte Tschekist und Partei-Künstler Fridrich Ermler in Oblomok imperii (lies: „Überbleibsel der alten Ordnung“). Das ist mindestens so paradox („pikant“, um Chef-Ermlerologen Oleg Kovalov zu zitieren) wie die Tatsache, dass in diesem Film ausgerechnet ein Abkömmling des alten Russland zum moralischen Sieger und eigentlichen Dechiffrierer des neuen Systems wird. Erstaunlich auch, dass dieser Ivan Filimonov, kriegstraumatisierter ehemaliger Unteroffizier des Großen Krieges (gespielt von Fedor Nikitin, der zum Zeichen des shell shock-bedingten Ich-Verlustes seines Helden gleich mehrere Rollen spielt), gerade weil sein Gedächtnis ausgelöscht ist, die neue Welt, in die/der er taumelt, mit neuen (naiven, unbefleckten) Augen zu sehen vermag. „Zu sehen ist“ dort, so Olaf Möller, „wie die Revolution mit sich selber kämpft“. Ob Märtyrer-Legende oder Märchen-Allegorie, ob Expressionismus-Manifest oder Freudianismus-Lehrbuch – Oblomok imperii ist alles zugleich. Und ein Meisterwerk der Filmavantgarde. (bw) Wir zeigen eine Kopie des Österreichischen Filmmuseums.