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Quartett im Bett

Quartett im Bett BRD 1968, R/B: Ulrich Schamoni, K: Josef Kaufmann, M: Ingo Insterburg, Peter Ehlebracht, D: Ingo Insterburg, Karl Dall, Johanna Jacob, Rosi Jacob, Eva Jacob, Hannelore Jacob, Jürgen Barz, Peter Ehlebrecht, 92' · 35 mm DO 05.05. um 20 Uhr Im Sommer 1968 bildet Kreuzberg im alten Westberlin noch abgelegenes Grenzland im Schatten der Mauer. In mitunter dringend sanierungsbedürftig anmutenden Mietskasernen improvisieren die anarchischen Blödelbarden von Insterburg & Co analog zum weitgehend handlungslosen Film eine von bürgerlichen Bedürfnissen und Sehnsüchten unbeleckte Existenz zwischen Gerichtsvollzieher-Besuchen, freien Liebschaften und gelegentlichen Auftragsarbeiten für den SFB. Ulrich Schamonis bestrickend hybride Nonsense-Komödie weist sich in ihrer formästhetisch mitunter ambitionierten Gestaltung einerseits als waschechtes Autorenkino aus, ist zugleich aber auch (nicht nur wegen der personellen Kontinuität durch Karl Dall) als Vorläufer der späteren BRD-Blödelkomödie erkennbar und schlägt über einen Gastauftritt der Jacob Sisters sogar eine Brücke zum deutschen Schlager. Interessant ist der Film darüber hinaus wegen seiner Aufnahmen des pre-gentrifizierten Kreuzbergs der sechziger Jahre, das hier als „Eldorado für Einzelgänger aus allen Schichten, Schicksalen und Typen" (Filmdienst 02/1969) erscheint, und in seinem von großer Sympathie geprägten Blick auf die Lebensumstände des Kulturprekariats der Berliner Bohème. „Der junge deutsche Film ist gar nicht so, es darf gerülpst werden. Schnieke!", freute sich Uwe Nettelbeck in Die Zeit (10.01.1969). (thg)