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Vorprogramm:

La reprise du travail aux usines Wonder / Die Wiederaufnahme der Arbeit in der Fabrik Wonder F 1968, R: Etats Généraux Du Cinéma, 12‘ · 16 mm, OmU

Einführung: Tobias Hering und labournet.tv

Eine der ersten Filmaufnahmen, die je gemacht wurden, zeigt Arbeiter und Arbeiterinnen, die eine Fabrik verlassen. 1895 erprobten die Brüder Lumière die von ihnen entwickelte Filmkamera an der Belegschaft ihrer fotochemischen Werke in Lyon. Schichtende: Bewegungsbild. Im Juni 1968 belichten Pariser Filmstudenten eine Filmrolle vor den Toren der Batteriefabrik „Wonder": Eine junge Arbeiterin weigert sich vehement, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, obwohl die Gewerkschaft das Ende des Streiks ausgerufen hat. Das zwölfminütige, ungeschnittene Fragment La reprise du travail aux usines Wonder ist ein fast ebenso legendäres Stück Kinogeschichte wie der Film der Lumière-Brüder, auf den sein Titel anspielt. In der Szene verdichtet sich die aufgestaute Wut, die damals nicht nur Frankreich in Atem hielt, gleichzeitig jedoch kündigt sie bereits die Enttäuschung an, die auf die radikalen Hoffnungen des Mai '68 vielerorts folgte. Knapp 30 Jahre später begab sich Hervé Le Roux auf Spurensuche nach den Protagonisten dieses kurzen Eklats vor den Fabriktoren und vor allem nach ihr, der Unbeugsamen, und damit auch nach den Emotionen und Implikationen, die sich an diesem Tag auf Film gebannt haben. Was ist aus ihnen allen geworden? Und was ist aus uns geworden? Indem Reprise eine Vielzahl sich kreuzender Lebenswege zu einer Geschichte persönlicher und kollektiver Kämpfe zusammen fügt, wird der Film selbst Teil einer Geschichte von Solidarität, Niederlagen und Kompromissen, die auch heute noch unabgeschlossen ist. (th)