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Sabine Kleist, 7 Jahre

„Ich will nicht“ – schreit Sabine der geliebten Erzieherin entgegen, als diese zum Abschied im Kinderheim gefeiert wird. Kurze Zeit später reißt sie Bilder von den Wänden, zerschlägt eine Scheibe und haut ab. Während die anderen Sabine suchen, thront diese schon auf einem Pferd und reitet im Tross eines Zirkus die nächtliche Leipzigerstraße entlang. Eine zweitägige Reise durch die Stadt Berlin hat begonnen.

Sabine Kleist, 7 Jahre zeigt seine Hauptfigur als eine Rebellin, die um Liebe und einen Platz in der Gesellschaft kämpft. In einer Reihe von Episoden nimmt sie Kontakt mit anderen auf: Kindern auf einem Dampfer, russischen Soldaten am Alexanderplatz, Blasmusikern auf einem Begräbnis, FDJ-Pionieren oder Familien beim Baden. Die oft witzigen Episoden kippen ins Nachdenkliche, wenn das Waisenkind Sabine auf seine eigene Einsamkeit zurückverwiesen wird. Die Perspektive des Kindes, von der Kameraführung und der zerrissenen Musik Christian Steyers getragen, vermittelt ein Kaleidoskop des Alltags im Ostberlin der 1980er Jahre. Gedreht an Originalschauplätzen erschließt Sabine Kleist, 7 Jahre ungewöhnliche Blickwinkel auf vertraute Teile der Stadt: wir sehen Kreidezeichnungen auf dem Bordstein der Museumsinsel, Wasserschlachten im Springbrunnen am Fuße des Fernsehturms oder auch die Zimmer eines zum Abriss freigegebenen Altbaus. Der bei Kritik und Publikum beliebteste Film des erfolgreichen DEFA-Kinderfilmregisseurs Helmut Dziuba zeichnet sich durch seinen gesellschaftskritischen Ton und die sensible Arbeit mit Kinderdarstellern aus. (bh)