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Thom Andersen schrieb in der Frühlingsausgabe der Cinema-Scope 2013, dass in jeder Einstellung dieser Direct-Cinema-Großtat von Wang Bing, ein Feuer brenne. Man kann ihm nur beipflichten. 3200 Meter über dem Meeresspiegel begleitet der Filmemacher drei Schwestern zwischen 4 und 10 Jahren, die mehr oder weniger allein zurechtkommen müssen. Die Mutter ist abgehauen, der Vater taucht nur gelegentlich aus der Stadt auf und die Tante beschränkt sich auf das Nötigste in ihrer Fürsorge. Die Kinder kümmern sich um Ziegen, Schafe und Schweine, waschen Kartoffeln, sammeln Feuerholz und Dung. Yingying, die älteste Schwester, wird zur Königin dieser unwirtlichen Welt. Sie fesselt den Blick durch ihr ganz eigenes Feuer, das sich gegen die Kälte stemmt. Was die Handkamera hier von den äußersten Rändern der Gesellschaft einfängt, darf als offene Kritik an der Illusion des Wirtschaftsbooms Chinas verstanden werden. Wang Bing zeigt einmal mehr die Wirklichkeit dessen, was man sonst nur als politisches Argument wahrnimmt. Mehr noch ist Sān Zǐmèi aber eine Lektion in filmischer Empathie und Offenheit. (ph)