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Sommerwege

DDR 1960, R: Hans Lucke, B: Bernhard Seeger, K: Karl Plintzner, M: Joachim Werzlau, D: Johannes Arpe, Bruno Carstens, Theresia Wider, Elfriede Florin, Rudolf Ulrich, ca. 85’ · DCP Gab es in der DDR einen „sozialistischen Heimatfilm“? Wenn ja, dann mag Sommerwege als Beispiel dienen: Ein Brandenburgisches Dorf als Zentrum existentieller Konflikte um die Gründung von LPG, der Widerstand des Bauern Grimmberger gegen die Kollektivierung. Und der Versuch seines einstigen Kriegskameraden Wollni, der jetzt als Parteisekretär in der Stadt arbeitet und zur Agitation aufs Land geschickt wird, um den alten Freund umzustimmen. Sommerwege gehört zu einer Reihe von DEFA-Produktionen, die den Prozess der Vergesellschaftung auf dem Land begleiteten. Doch als der Film fertig war, bescheinigte ihm die Abnahmekommission „gravierende künstlerische Schwächen, die sein gesellschaftliches Anliegen“ beschädigten. Sommerwege gäbe „keine Antwort auf die heutigen Fragen“. Das Regiedebüt des Schauspielers Hans Lucke wurde nicht zur Aufführung freigegeben, das Material im Staatlichen Filmarchiv der DDR eingelagert. Die DEFA-Stiftung rekonstruierte den Film in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv anhand des komplett vorliegenden Mischtons, an den die im Negativ vorhandenen Einzeleinstellungen angepasst wurden. Damit liegt ein weiterer DDR-Verbotsfilm vor, der einen Eindruck vermittelt von den dramaturgischen Schemata seiner Zeit, aber auch vom Versuch, differenzierte Charaktere zu zeichnen, deren Hoffnungen und Nöten filmischen Raum zu geben. (rs) Sommerwege wird am „Tag des audiovisuellen Erbes“ uraufgeführt; die anschließende Diskussion widmet sich Fragen des zeitgeschichtlichen Umfelds und der Rekonstruktion. MO 27.10. um 20 Uhr · Einführung: Ralf Schenk