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Eröffnung der Retrospektive und Einführung: Patrick Holzapfel

Sonnensucher

In stickigen Schwarz-Weiß-Bildern erzählt Konrad Wolf eine Gründungsgeschichte der DDR. Er siedelt die zahlreichen Konflikte der Nachkriegsjahre im Bergarbeitermilieu der Wismut-AG im Erzgebirge an, wo, so die fragwürdige Metapher, aus dem sinnbildlichen Dreck die Sonne geborgen wurde. Gemeint ist radioaktives Uran, das im Zuge des atomaren Wettrüstens besonders an Bedeutung gewann. In diese Welt sich nach Licht sehnender „starker Männer“, wie es im Titelsong heißt, verschlägt es 1950 die Frauen Lutz und Emmi. Um sie entspannt sich ein Melodram, das in sich die ganze Sprengkraft des jungen Staates enthält. Aufregende Kamerafahrten und abrupte Schnitte geben dem Film eine atemlose Rauheit, die hinter der Metaphorik das mühsame, nur schwer mit sozialistischem Aufbruch zu verbindende Leben der Arbeiter sichtbar macht. Da der Film bei Fertigstellung nicht mehr zur außenpolitischen Abrüstungsstrategie der Sowjetunion passte, wurde er erst 1972 öffentlich gezeigt. (ph)