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Einführung: Tobias Hering ∙ Videointerview mit Stephen Lighthill

Ausgangspunkt von Sons and Daughters ist der „Vietnam Day“, ein Teach-In an der Universität Berkeley mit anschließendem Protestmarsch zum Oakland Army Terminal, einem der wichtigsten Versorgungshäfen für den Kriegseinsatz in Vietnam. Der pulsierende, mit Bedacht fotografierte Film wurde bereits 1965 gedreht, als die breite Öffentlichkeit in den USA noch kaum darüber unterrichtet war, was in Vietnam passiert, und der Schock der ersten Bilder und Zeugenberichte gerade erst einsetzte. 

Sons and Daughters zeichnet ein komplexes Bild der politischen Herausforderungen, die der Krieg für die US-Gesellschaft bedeutete: der Widerspruch zwischen den freiheitlichen Idealen, die man für sich selbst in Anspruch nahm, und der völkerrechtswidrigen Einmischung in die Unabhängigkeitsbestrebungen Vietnams. Ferner die Spaltung der öffentlichen Meinung zwischen Kriegsbefürwortern, Gleichgültigen und Protestbewegung sowie die persönliche Betroffenheit der zum Kriegsdienst rekrutierten jungen Männer, die sich in einer der eindringlichsten Sequenzen des Films vor unseren Augen von arglosen Zivilisten in brüllende Waffenträger verwandeln. War der Film seinerzeit ein wirksames Instrument der Mobilisierung gegen den Krieg, konnte ihn weder die Goldene Taube in Leipzig (1967) noch sein exklusiver Soundtrack mit Stücken unter anderem von Virgil Gonsalves, Jon Hendricks und The Grateful Dead davor bewahren, in Vergessenheit zu geraten. (th)

Sons and Daughters