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K sobytijam w Ispanii (Zu den Ereignissen in Spanien) UdSSR 1936, R/K: Roman Karmen, Boris Makaseev, Teile 9 + 10, ca. 15' · 35 mm, russ. OF mit dt. Einführung

España 1936 / España leal en armas / Madrid 1936 E 1936, R: Jean-Paul Le Chanois (aka Dreyfus), Luis Buñuel, P: Luis Buñuel, K: Roman Karmen u.a., 35‘ · 35 mm, frz. OF mit engl. UT

The Spanish Earth USA 1937, R: Joris Ivens, K: John Ferno, B: Joris Ivens, Ernest Hemingway, 52’ · 35 mm, engl. OF

Einführung: Tobias Hering

„Dies wertlose Land wird mit Wasser viel hergeben. Fünfzig Jahre lang wollten wir es bewässern, aber sie ließen uns nicht. Jetzt bringen wir ihm Wasser, damit es Nahrung gibt für die Verteidiger von Madrid." (aus dem Voiceover von The Spanish Earth).

Der spanische Bürgerkrieg wurde von allen Beteiligten vor dem Hintergrund weltpolitischer Machtverhältnisse und Allianzen geführt. Während die deutsche Unterstützung der Putschisten bereits der Vorbereitung des geplanten Weltkriegs galt, war die Sowjetunion das einzige europäische Land, das die legitime spanische Regierung militärisch und ideologisch unterstützte. Auch in der Filmproduktion, die unmittelbar nach dem Ausbruch des Krieges im Sommer 1936 begann, spiegelte sich das Bewusstsein der „größeren Zusammenhänge", die auf dem Spiel standen. Entlang ähnlicher Solidaritätslinien wie die „Internationalen Brigaden" ? von der Sowjetunion und den kommunistischen Parteien Europas rekrutierte Freiwillige zur Unterstützung der republikanischen Seite ? kamen auch zahlreiche Filmemacher ins Land und dokumentierten den Kriegsverlauf und den prekären Alltag. Das sowjetische Duo Roman Karmen und Boris Makaseev produzierte zwischen 1936 und 1938 zahlreiche Wochenschauberichte über den spanischen Bürgerkrieg, die zeitnah in sowjetischen und europäischen Kinos gezeigt wurden. Ausschnitte aus dieser kontinuierlichen Filmberichterstattung fanden auch Verwendung in vielen anderen Filmen, so zum Beispiel in España 1936, einer von Jean-Paul Le Chanois und Luis Buñuel geschnittenen Montage aus Filmmaterial verschiedener Provenienz. Buñuel arbeitete 1936 in der spanischen Botschaft in Paris und hatte die Aufgabe, Filme über den Bürgerkrieg zu sammeln und in Umlauf zu bringen. España 1936 war auf der Weltausstellung 1937 in Paris Teil des Filmprogramms im spanischen Pavillon, in dem sich das zeitpolitische Geschehen und seine bildliche Darstellung nahe kamen wie selten zuvor. Zentrales Ereignis dieser Verdichtung war freilich Picassos große Leinwand Guernica. Das Verbrechen, das den Künstler hier zu einem piktoralen Aufschrei trieb, ist auch in Joris Ivens` im Frühjahr 1937 gedrehtem narrativen Dokumentarfilm The Spanish Earth bereits als Vorahnung spürbar. The Spanish Earth wurde von John dos Passos und Ernest Hemingway mitfinanziert - letzterer spricht auch den markanten Voiceover-Kommentar - und war ebenfalls im spanischen Pavillon 1937 zu sehen, bevor er - nicht anders als Picassos Guernica ? auf Welttournee ging. (th)