
„Das Arbeitsfeld des Film-Photographen ist die Natur in ihrer tausendfachen Mannigfaltigkeit“, postulierte der konservative Schriftsteller und Kinoreformer Karl Brunner im Jahr 1912. Das unterscheide das Kino vom Theater und von der Literatur. Schon früh wird dem Film damit ein privilegierter Zugang zur Natur und Landschaft zugesprochen.
Im Frühen Kino sah das Publikum Katastrophen wie zum Beispiel Überschwemmungen und Vulkanausbrüche aus der ganzen Welt. Travelogues und Reisefilme zeigten in viragierten oder handkolorierten Bildern touristisch reizvolle Landschaften wie den 1910 eingerichteten Pflanzenschonbezirk Berchtesgadener Alpen oder abenteuerliche Expeditionen, von denen auch Zeitungen berichteten. In Der fremde Vogel (1911) kommt der Natur eine vieldeutige Rolle zu. Gads Spielfilm erzählt die tragische Liebesgeschichte zwischen einem Bootsführer (Carl Clewing) und einer jungen Engländerin (Asta Nielsen), die mit ihrem Vater und einer Anstandsdame den Sommerurlaub im Spreewald verbringt. Die Zeitschrift Der Kinematograph lobte die an Originalschauplätzen entstandenen Aufnahmen: „Vor dem Theater hat das Kinoschauspiel aber die naturgetreue Inszenierung voraus, die rauschenden Bäume des Spreewalds, die wunderbaren Lichtreflexe – besonders schön wirkt der magische Schein des Mondlichts –, das Plätschern des Wassers.“ (Der Kinematograph, 8.11.1911) (sa)
Eunice Martins ist Pianistin und komponiert Musik für Ton- und Stummfilm. Stephan Ahrens hat die Retrospektive Naturschauspiele kuratiert und arbeitet als Akademischer Dozent an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF.
Stimmungsbilder aus Berchtesgaden und vom Königssee
6'
Löwenjagd
R: Viggo Larsen, 13'
Paris unter Hochwasser
3'
Vulkane in Tätigkeit
5'
Die schönsten Wasserfälle der Ostalpen
5'
Mit der Kamera im ewigen Eis
R: Sepp Allgeier, 12'
Der fremde Vogel
R: Urban Gad, 45'