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Diese Veranstaltung wird auf den September 2022 verschoben.

Das Medium Film spielte lange Zeit auf der Weltausstellung documenta eine wechselhafte Rolle. Während sich die Kunstwissenschaftler des 20. Jahrhunderts bis auf wenige Ausnahmen in der Auseinandersetzung mit dem bewegten Bild sehr schwer taten, setzte die erste documenta 1955 im Sinne einer Rehabilitierung der Moderne mit dem Titel „Filmdokumente aus 40 Jahren“ einen deutlichen Akzent auf den Film. Zu sehen waren Klassiker der Avantgarde und der Filmgeschichte, aber auch zeitgenössische Animationen von Norman McLaren und ambitionierte Kunstdokumentationen vom Essayfilmer Ottomar Domnick.

Dieses Interesse an Film als Teil des künstlerischen Diskurses verebbte bei den darauffolgenden Ausgaben der documenta, wurde jedoch von Harald Szeemann bei der documenta 1972 aufgegriffen, indem dort zum Beispiel die strukturellen und materialbezogenen Filme von Stan Brakhage, W + B Hein, Werner Nekes und Dore O. gezeigt wurden. Vor allem die als „Medien-documenta“ charakterisierte Ausstellung von 1977 mit dem Konzept der „Zwei Avantgarden“ (Peter Wollen) kann bis heute als eine der wichtigsten Veranstaltungen für den künstlerischen Film verstanden werden. Spätestens seit der documenta 10 von Catherine David ist der Film neben der Videokunst ein selbstverständlicher Teil der documenta, wenngleich die Fixierung aufs Medium selbst im künstlerischen und kuratorischen Diskurs in den Hintergrund tritt.

Unter dem Titel The Apparition Theatre – einer Anspielung auf das 1974 von Ken Jacobs gestaltete dreidimensionale Schattentheater, das 1977 auf der documenta 6 aufgeführt wurde – skizziert der Kultur- und Medienmanager Ulrich Wegenast die fragmentierte Geschichte von Film auf der documenta. Sein Vortrag mit Filmbeispielen berücksichtigt auch die unterschiedlichen Rezeptionsbedingungen und Präsentationsarten, die von Expanded Cinema-Installationen bis hin zu Black Box-Inszenierungen von Ulrike Ottinger reichen.

Ulrich Wegenast, Honorarprofessor an der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ und Geschäftsführer der Film- und Medienfestival gGmbH, arbeitet unter anderem als Programmberater für Festivals und Museen. Die von ihm zusammengestellte DVD-Edition Geschichte des deutschen Animationsfilms wurde 2012 mit dem Willi Haas Preis ausgezeichnet.

Der Eintritt ist frei.