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1994, also in der damaligen Zukunft: Ein junges, nettunbedarftes Gesangs- und Liebespaar weckt das Interesse eines teuflischen, Menschen wie Märkte manipulierenden Musikproduzenten. Als die Frau in seine Fänge gerät, versucht ihr misstrauischerer und standhafterer (nun Ex-)Liebster, sie zu befreien. Am Ende naht Hilfe von ganz oben.

Die betont naive, alttestamentarisch inspirierte Story wurde von dem Israeli Menahem Golan, der gerade mit der Eis am Stiel-Serie Erfolge feierte, mit großem Aufwand und Engagement inszeniert und produziert. Bei Kritik wie beim Publikum fiel der Film völlig durch. Vierzig Jahre später ist die mit viel Tanz und Gesang ausgestattete Mixtur aus Fantasy und Science Fiction, Dystopie und simpler Kapitalismuskritik nicht nur wegen ihrer Camp-Qualitäten interessant. Als mindestens ebenso bemerkenswert erscheint, wie hier ein ausländischer Filmemacher mit Hilfe zahlreicher Neubauten im West-Berlin des Jahres 1979 eine Zukunftswelt konstruiert. Prominent ins Bild gerückt werden unter anderem das ICC, der Bierpinsel, die Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße, das Märkische Viertel, die Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße, der "Mäusebunker" der FU und die Wasserbauversuchsanstalt der TU. So entstand ein Film, der zwar nicht ausdrücklich, aber unübersehbar in Berlin spielt und sich dabei überhaupt nicht für Nazis, Spione oder die Teilung interessiert, sondern einen für einen ausländischen Filmschaffenden jener Jahrzehnte nahezu einzigartigen Blick auf die Stadt zeigt. (gym)