
Ab den späten 1960er Jahren fanden US-amerikanische Filmkollektive mit einer aktivistisch-militanten Agenda bei der Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche eine immer stärkere Beachtung. Zu den bekanntesten zählten Newsreel, das 1967 gegründet und ab Mitte der 1970er Jahre als Third World Newsreel fortgesetzt wurde, sowie das etwa zeitgleich in Erscheinung tretende Chicagoer Kollektiv Kartemquin Films. Beide dokumentierten in den USA eine lebendige Protest- und Gegenkultur zu Zeiten von strukturellem Rassismus, ökonomischer Ungleichheit und militärischen Interventionen.
People’s Firehouse No. 1 folgt dem jahrelangen, von Wut und Solidarität begleiteten Kampf der Bewohner*innen des ärmlichen und von Baugrundspekulation betroffenen New Yorker Distrikts North Side, der die Wiedereröffnung einer dringend benötigten Feuerwache zum Ziel hat. Auch in The Chicago Maternity Center Story von Kartemquin Films steht der zivilgesellschaftliche Protest gegen Segregation und für die Stärkung von Communities im Zentrum: Eine in einem einkommensschwachen Viertel von Chicago gelegene Geburtenklinik ist 1974 von der Schließung bedroht. In der zumeist schwarzen Community regt sich dagegen Widerstand, handelt es sich doch um eine Institution mit 75-jähriger Geschichte, die zahllosen Frauen eine sichere und erschwingliche Hausgeburt ermöglichte. (ts)
People’s Firehouse No. 1
- USA 1979
- DCP
- OF
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R: Kartemquin Films (hier: Jerry Blumenthal, Suzanne Davenport, Sharon Karp, Gordon Quinn), Jenny Rohrer, 60’
The Chicago Maternity Center Story
- USA 1976
- DCP
- OF
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R: Kartemquin Films (hier: Jerry Blumenthal, Suzanne Davenport, Sharon Karp, Gordon Quinn), Jenny Rohrer, 60’