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Verfehlung

Verfehlung D 1992, R: Heiner Carow, B: Wolfram Witt, Heiner Carow nach der gleichnamigen Erzählung von Werner Heiduczek, K: Martin Schlesinger, M: Stefan Carow, D: Angelica Domröse, Gottfried John, Jörg Gudzuhn, Dagmar Manzel, Katja Paryla, 105' · 35 mm SO 17.04. um 20 Uhr + MI 20.04. um 20 Uhr Der Braunkohletagebau frisst sich immer näher ans Dorf heran, die Einwohner fliehen, die Häuser verrotten, eine unwirkliche Gegend in Agonie. Heiner Carow machte sie zum allegorischen Schauplatz seines letzten DEFA-Films Verfehlung, eines zornigen Abschieds sowohl vom „realen Sozialismus“ als auch von den eigenen Illusionen über das untergegangene System. Wie der Schauplatz hat auch der Dreieckskonflikt, der die Handlung vorantreibt, symbolischen Charakter. Elisabeth, Putzfrau beim Bürgermeister, steht für die Masse der DDR-Bürger, die sich politisch kaum engagieren und sich mehr oder weniger glücklich ins Private zurückgezogen haben. Dass das Leben aber auch Überraschungen bereithalten kann, erfährt sie durch die Begegnung mit einem Mann aus dem Westen, dem Hamburger Hafenarbeiter Jacob. Eine verbotene Liebe beginnt, deren tragischer Ausgang im Film schon früh angedeutet wird. Denn auch der Bürgermeister ist in Elisabeth verliebt. Und in seinem Schreibtisch liegt eine Pistole… Carow lässt das Melodram mal ins Groteske, mal ins Lehrstückhafte kippen. Der realistische Grundton der Geschichte weicht schrillen, absurden Zerrbildern, die nicht zuletzt als Ausdruck quälender Unsicherheiten der Filmemacher über die eigenen Verstrickungen ins System verstanden werden können. In der weiblichen Hauptrolle spielt Angelica Domröse eine „Paula mit Fünfzig“. Damit kehrte die gefeierte Aktrice nach ihrer Übersiedlung in den Westen zum ersten und letzten Mal zur DEFA zurück. (rs)