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„Der Ort des Films auf der documenta 12 ist das Kino“, heißt es programmatisch im Folder zur Retrospektive, die der damalige Direktor des Österreichischen Filmmuseums Alexander Horwarth kuratiert hatte und die aus 50 Programmen besteht, die im Kasseler Gloria Kino zu sehen waren. Unter dem Titel „Zweimal leben“ bot Horwarth eine in doppeltem Sinn reflexiv angelegte Retrospektive. Seine Filmauswahl konzentrierte sich zum einen auf die „zweite Hälfte des Kinos“ und einen „ästhetischen Übergang, der dem Film ein Bewusstsein seiner Geschichtlichkeit und seiner Zeitlichkeit hinzufügt.“ Zugleich reagierte sie auf die Geschichte der documenta-Filmprogramme selbst. „Zweimal leben“ verortete Film im Kino als dem ihm angemessenen Ort der Präsentation und Rezeption, und die Reihe holte – beispielsweise mit Rossellinis Viaggio in Italia – nach, was bereits 1955 Teil des ersten Filmprogramms der documenta hätte sein können, wenn der zeitgenössische Spielfilm unverständlicherweise nicht ausgeklammert worden wäre. Als „ein geheimnisvolles Schlüsselwerk, für Roberto Rossellinis Schaffen ebenso wie für das europäische Kino“ klassifiziert das documenta-Filmprogrammheft Viaggio in Italia, Rossellinis Protokoll einer Ehekrise „Der Neorealismus kippt in eine moderne Subjektivität, die Rossellinis kritische Bewunderer in Frankreich im Zuge der Nouvelle Vague ausbauen werden. (…) Viaggio in Italia erzählt von einem Neubeginn und ist selbst einer.“ (jf)