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Viktor und Viktoria

Viktor und Viktoria D 1933, R/B: Reinhold Schünzel, Musik: Franz Doelle, Liedtexte: Bruno Balz, R: Renate Müller, Hermann Thimig, Adolf Wohlbrück, Hilde Hildebrand, Fritz Odemar, 99’ · 35 mm DO 03.03. um 20 Uhr + SA 05.03. um 21 Uhr Liberal und doppelbödig, urban und selbstbewusst, ironisch und frivol – das sind Eigenschaften vieler Filme, die in Deutschland nur unter den Bedingungen der Weimarer Demokratie entstehen konnten. Gelegentlich blitzt einiges davon auch noch nach 1933 im deutschen Film auf, etwa in den Komödien von Reinhold Schünzel, den die Nazis zwar als „Halbjuden“ klassifizieren, den Joseph Goebbels wegen seiner immensen Kassenerfolge aber mit Sondergenehmigung weiterarbeiten lässt. Schünzels Viktor und Viktoria knüpft denn auch an die Verwechslungskomödien der Weimarer Republik an: Die Geschlechtertauschgeschichte, in der Renate Müller in die Rolle eines Mannes (Hermann Thimig) schlüpft, der als „Damenimitator“ eine Frau spielt, ist bereits in ihrer Grundstruktur recht bizarr. „Dabei stolpert sie natürlich aus einer grotesken Situation in die andere, landet in Herrengarderoben, rutscht auf Friseur- und Barstühlen herum, ist keck und rauflustig, verliebt und sentimental“, urteilt die Berliner Morgenpost am 28. Dezember 1933. Als sich diese Frau im Herrenkostüm außerdem noch in einen Mann (Adolf Wohlbrück) verliebt, zeichnen sich Grenzüberschreitungen ab, die im Kino der NS-Zeit sonst fast undenkbar sind. Dass das Versteckspiel der Identitäten, das der Film kultiviert, auch als poetisch-politischer Kommentar auf die Existenzbedingungen in der nationalsozialistischen Diktatur verstanden werden kann, ist naheliegend. Über Müllers Partner Hermann Thimig schreibt die Morgenpost: „Seine mimische Ausdrucksfähigkeit ist erstaunlich, er treibt die Komik bis zur entwaffnenden Groteske und übertreibt doch nie, bringt jede Szene zur letzten Wirksamkeit und entlädt ein Temperament, das auch die Lauesten mitreißt.“ (ps)