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Zemlia / Erde

Zemlia Erde UkrSSR (VUFKU Kyiv) 1930, R/B: Oleksandr Dovzhenko, K: Danylo Demutskyi D:Semen Svashenko, Stepan Shkurat, Yuliya Solntseva, 83‘ · DCP, OmeU SA 18.11. um 21 Uhr · Am Flügel: Günter A. Buchwald · Einführung: Inga Pylypchuk Mit Zemlja endet die der Revolution gewidmete „ukrainische Trilogie“ des frühen Zeitbild-Meisters Oleksandr Dovženko. Weder steht der Bruderzwist zwischen Rotarmist und Petljura-Anhänger im Vordergrund (wie in Zvenigora), noch der Januar-Aufstand in Kiev 1918 (wie in Arsenal), sondern Kolchos & Kollektivierung, Traktor & Entkulakisierung, Komsomol & Antireligionskampagne – quasi als profundeste aller revolutionären ‚Errungenschaften‘. Das kristalline Sujet des Dorfrevolutionärs Vasil, dessen Märtyrertod den anfangs skeptischen Vater zum Umdenken bringt, entfaltet Dovzhenko zur universalen Geschichte der Verschmelzung von individueller Bewusstseinswerdung und Kollektivbildung, von Natur und Technik, Fortschritt und Zyklizität. Mit Zemlja, diesem „optischen Wunder“ (Raoul Hausmann), geht aber auch die sowjetische Stummfilmära auf maximal umstrittene Weise zu Ende: Von der antinationalistischen, antiformalistischen und antiphilosophischen Zensur heftiger Kritik unterzogen („Pantheismus“, „Naturalismus“, „nackte Frauenkörper“ …), konnte es nach Regiekollege Sergej Jutkevic nur Zemlia mit dem großen Potemkin aufnehmen … Ein Meisterwerk lyrisch-rhythmisch-visueller Gestaltung. Animistisch, weltenbauend, ekstatisch. (bw)