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Wolfgang Jacobsen

Ziel in den Wolken

„Sind keine Deutschen dabei?“ fragt Tilde von Grävenitz ihren Verlobten, den Oberleutnant Walter von Suhr, bei einem Besuch der Ersten Internationalen Flugwoche in Berlin-Johannisthal. Die Frage ist als Feststellung gemeint. Ihr fehlt der Glaube daran. So trifft sie den wunden Punkt in Suhrs Brust. Hans Rabls Roman Das Ziel in den Wolken setzt 1909 ein, am Horizont zeichnet sich der Erste Weltkrieg ab. 1937 erschienen, verfilmte Wolfgang Liebeneiner das Buch bereits ein Jahr später. Hermann Göring hatte als Oberbefehlshaber der Luftwaffe 1935 – bei der Premiere des Films Wunder des Fliegens von Heinz Paul – das Ziel in den Wolken vorgesprochen: „Die Deutschen sollen ein Volk der Flieger werden.“ Rabls romaneske Kolportage befeuerte diese am „soldatischen Nationalismus“ vertäute, militaristische Allmachtsfantasie. Liebeneiners Verfilmung ließ sie in den kriegsbereiten Himmel steigen. „Wo wir sind, da ist immer oben“, tönt es in Karl Ritters Pour le Mérite von 1938, nur drei Wochen nachdem Liebeneiners Film uraufgeführt wurde. Doch wer war eigentlich Hans Rabl, dessen Kanadische Novelle noch 1948 für die Defa verfilmt wurde? (wj)