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  S WIE SONDERPROGRAMM

 

S WIE SONDERPROGRAMM
Kahlschlag – Die Sprengung

Die Sprengung
DDR 1964, R: Peter Hagen, B: Peter Hagen, Rudolf Bartsch, D: Wilfried Ortmann, Lissy Tempelhof, Ingrid Schunk-Föhr, Ingeborg Krabbe, Manfred Borges, 78‘      DigiBeta

Endloser Regen über einem mitteldeutschen Tagebau Mitte der 1960er Jahre in der DDR. Diese Naturkatastrophe bedroht Anwohner, Siedlungen und Gebäude. Die rasche Sprengung eines Dammes könnte für einige die Rettung, für andere Untergang und Elend bedeuten. Wer soll, wer kann das entscheiden? Wer übernimmt die Verantwortung? Erbarmungslos verrinnt die Zeit, eine Entscheidung wird immer drängender. Die heftigen Kämpfe um die richtige, sprich verlustärmste Lösung bestimmen in dem Film Die Sprengung die dramaturgische Struktur der hochgespannten Fabel und die fortschreitende Leidenschaftlichkeit ihrer Erzählung. Ein Ehekonflikt und zwei Autounfälle steigern die Dramatik.
Der Film, eine Auftragsproduktion des DDR-Fernsehens, realisiert im DEFA-Studio für Spielfilme Potsdam-Babelsberg, wurde nicht gesendet, d.h. verboten. Im Unterschied zu anderen Verbotsfilmen jener Jahre kennt den Film jedoch niemand. Er findet sich in keinem Filmlexikon und keinem Werkverzeichnis, obwohl alle Beteiligten in den 1960er Jahren zu den bekannten Künstlern der DDR in Film, Fernsehen und im Theater und Autor Rudolf Bartsch zu den Hoffnungen der DDR-Literatur gehörten. Das Verbot war gründlich. Bei allen seinen gestalterischen Grenzen gehört Die Sprengung in jenes Aufbruchs- und Utopie-Potential, das seinerzeit viele Kunstwerke der DDR prägte, bevor das berüchtigte Kahlschlag-Plenum 1965 alle diese Ansätze liquidierte. Eine Kopie des Films wurde kürzlich im Deutschen Rundfunkarchiv Potsdam-Babelsberg aufgefunden. (ga)

In Anwesenheit von Andreas R. Bartsch und weiterer Gäste
Einführung: Günter Agde
am 18.9.2012 um 20.00 Uhr

 

S WIE SONDERPROGRAMM
Tage der deutschen Geschichte – 3. Oktober 1990

Material
D 2009, R: Thomas Heise, K: Peter Badel, Thomas Heise, Sebastian Richter, Jutta Tränkle, Börres Weiffenbach, M: Charles Ives, 166'      DigiBeta

„Immer bleibt etwas übrig; ein Rest, der nicht aufgeht. Dann liegen die Bilder herum und warten auf Geschichte.“ (Thomas Heise). Zwanzig Jahre nach der Erosion des DDR-Sozialismus legt ein Filmemacher seine persönliche Bilanz zu diesem historischen Umbruch und seinen unmittelbaren Folgen vor. Dokumentarische Szenen von Straßenkämpfen, Gefängnisrevolten oder Theaterproben werden mit eher privaten Aufnahmen und scheinbar zufällig entstandenen Bildsplittern verschnitten. Persönlichkeiten der Zeitgeschichte wie Fritz Marquardt, Heiner Müller, Arno Wiszniewski, Johanna Schall oder auch Egon Krenz stehen neben völlig Unbekannten – und alle sind sie gleich wichtig. Eine didaktische Klammer zwischen Figuren und Handlungen gibt es nicht. Die Zuschauer müssen sich schon selbst zum Gesehenen ins Verhältnis setzen, müssen der eigenen Assoziation vertrauen. Heise fächert „Material“ im Sinne Müllers auf: als dialektisch arbeitendes Geflecht von Fragmenten, die aus der Historie gefallen sind und nun ihre eigene Wirklichkeit in Gang setzen. Beim Sehen und Hören „entfalten sich Situationen und Atmosphären, Vergessenes, Verdrängtes oder nie Gewusstes und verdichten sich zur Beschwörung eines kurzzeitig erlebten Gefühls von Freiheit.“ (Ulrich Kriest, film-dienst). (cl)
Eintritt frei

am 3.10.2012 um 16.00 Uhr
 

 
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