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Oktober
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Hands on Fassbinder | 25 Jahre Deutsches Historisches Museum

 


  WIEDERENTDECKT

 

WIEDERENTDECKT

Wiederentdeckt – so heißt unsere filmhistorische Reihe, kuratiert von CineGraph Babelsberg, die einmal im Monat vergessene Schätze der deutschen Filmgeschichte vorstellt. Zu sehen sind Werke, die oftmals im Schatten jener Filme stehen, die den deutschen Filmruhm begründet haben. Sie sind Zeugnisse einer wirtschaftlich leistungsfähigen und handwerklich ambitionierten Filmindustrie. Erstaunlich viele dieser Filme „aus der zweiten Reihe“ sind erhalten. In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen recherchieren die Mitarbeiter von CineGraph Babelsberg diese Filme und analysieren sie im historischen Kontext. Sie erstellen Begleitblätter für das Publikum, führen in die Filme ein und dokumentieren ihre Forschungsergebnisse im Filmblatt, der Zeitschrift von CineGraph Babelsberg.
Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg, dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

 

WIEDERENTDECKT

Der Teufel spielte Balalaika
BRD 1961, R: Leopold Lahola, D: Charles Millot, Götz George, Rudolf Forster, Anna Smolik, 122’, 35 mm

Das Schicksal von Millionen deutscher Männer, die im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangene in sowjetische Lager gerieten, hat viele Schriftsteller und Künstler zur Gestaltung herausgefordert, so auch den Münchner Produzenten Peter Bamberger und den tschechisch-österreichisch-deutschen Regisseur Leopold Lahola zu ihrem Film Der Teufel spielte Balaika. Die Fabel basiert auf eigenen Erlebnissen des Produzenten Peter Bamberger, der in 21 sowjetischen Kriegsgefangenenlagern war, drei Mal daraus geflohen ist und 1950 in die Bundesrepublik Deutschland zurückkehrte, wie er 1980 vor dem Landgericht München I erklärte (Süddeutsche Zeitung 16./17. Februar 1980).
Der Film zeichnet ein breitgefächertes, differenziertes Gruppenbild deutscher Kriegsgefangener in einem sowjetischen Lager im hohen Norden. Die Lagerverwaltung führt ein hartes Regime. Als ein NKWD-Offizier und seine jüdische Frau hierher versetzt werden, kommen Gespräche zustande, die neue Konflikte hervorbringen. Und heimlich bereiten einige Gefangene ihre Flucht vor. Regisseur Leopold Lahola handhabt gekonnt filmische Kolportage-Elemente und setzt mancherlei differenzierende, sachlich grundierte Nuancen dazwischen, ohne die Härte des Lagerlebens zu mildern. Unterstützt wird er von einem profilierten Darstellerensemble, darunter der junge Götz George.

Nach der Filmvorführung stellt Elke Scherstjanoi (Institut für Zeitgeschichte München) den reich illustrierten Sammelband „Russlandheimkehrer“ vor, in dem neueste Ergebnisse der Erforschung der Kriegsgefangenen-Problematik und ihrer Rezeption in Deutschland vorgelegt werden. (ga)

Einführung: Günther Agde
am 7.9.2012 um 18.30 Uhr

 

WIEDERENTDECKT

Das Souper um Mitternacht
D 1921, R: Hans Werckmeister, K: Emil Schünemann, B: Horst Emscher,
P: Obotritfilmfabrik Schwerin, D: Hans-Adalbert von Schlettow, Sibyll Morel, Hans Winkelmann, Berthold Büche, 91‘          35 mm

Dem Direktor der „United Chemical Works of Columbia“ werden wertvolle Geheimakten mit einer chemischen Wunderformel gestohlen. Gentlemen-Detektiv Harry Wills (Hans-Adalbert von Schlettow) verspricht, ihm die Unterlagen binnen 24 Stunden zurückzubringen. Mit diesem Versprechen beginnt die atemberaubende und nicht immer folgerichtige Jagd nach dem Verbrecher Ralph Pembrox (Berthold Büche) und seinen Komplizen. Der Sensationsfilm Souper um Mitternacht, 1921 in Schwerin und Rostock-Warnemünde gedreht, ist der einzige erhaltene Spielfilm der staatlichen Obotritfilmfabrik Schwerin.
Vier Jahre lang träumte das kleine Land Mecklenburg-Schwerin davon, eine Art deutsches Hollywood zu werden. Zwischen 1920 und 1923 existierte in der Landeshauptstadt Schwerin die Obotritfilmfabrik, kurz Offak. Sie war komplett in Staatsbesitz. Zwei Ziele verbanden die Mecklenburger mit ihrer Offak: Die erwarteten Millionengewinne sollten die Kultureinrichtungen des Landes finanzieren und gleichzeitig wollte man das Niveau der gesamten deutschen Filmindustrie heben. Doch statt anspruchsvoller Kunstfilme entstanden ausschließlich Melodramen, Krimis und Actionfilme. Diese trugen Titel wie Im Abgrund des Hasses, Das Geheimnis der Spielhölle von Sebastopol und Die Schatzkammer im See. Nach zahlreichen Skandalen ging die Staatsfirma Pleite. Über 90 Jahre nach der Uraufführung wurde nun Souper um Mitternacht vom Bundesarchiv-Filmarchiv restauriert. (hk)

Klavierbegleitung: John R. Carlson
Einführung: Heiko Kreft
am 5.10.2012 um 18.30 Uhr

 

 
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