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Oktober
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Hands on Fassbinder | 25 Jahre Deutsches Historisches Museum

 


  VERFÜHRUNG FREIHEIT

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT

VERFÜHRUNG FREIHEIT – unter diesem Titel präsentiert das Deutsche Historische Museum ab dem 17. Oktober eine Kunstausstellung, die in zwölf Kapiteln die künstlerischen Auseinandersetzungen mit den Idealen der Aufklärung, dem Glauben an universale Menschenrechte und den Vorstellungen von Freiheit, Gleichheit und Demokratie untersucht. Die begleitende Filmreihe erweitert die Ausstellung um die filmkünstlerischen Auseinandersetzungen. Ihre Programmauswahl, die wie die Ausstellung Werke aus verschiedenen europäischen Ländern berücksichtigt, orientiert sich an den Themen der Ausstellung. Im Oktober stehen Filme im Mittelpunkt, die in mitunter verschachtelten, gebrochenen Erzählungen Fragen nach einem Leben in Freiheit, Verantwortung und Integrität stellen. Die Reihe wird in den kommenden Monaten fortgesetzt.

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT

Hiroshima – mon amour
F/J 1959, R: Alain Resnais, B: Marguerite Duras, K: Sacha Vierny, Takahashi Michio, M: Giovanni Fusco, Georges Delerue, D: Emmanuelle Riva, Eiji Okada, Stella Dassas, Pierre Barbaud, Bernard Fresson, 89’            35 mm, OmeU

Während Dreharbeiten im japanischen Hiroshima trifft eine namenlose französische Schauspielerin zufällig auf einen Architekten, das Paar verbringt eine Nacht zusammen. Die Beziehung hat keine Zukunft – wenige Stunden später muss die Frau zurück nach Paris fliegen. In der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit verwebt sich ihr aktuelles Erleben in der von der Atombombe zerstörten Stadt mit Erinnerungen an das Kriegsende in Frankreich.
Mit dem Spielfilmdebüt des damals 37-jährigen Alain Resnais erfüllt sich ein Versprechen des Kinos: Film wird nicht als Vehikel für andere Künste instrumentalisiert, sondern realisiert sich als eigenständige Form, in die frühere künstlerische und soziale Erfahrungen gleichberechtigt einfließen und etwas völlig Neues schaffen. So lieferte das Drehbuch von Marguerite Duras auch keine zu verfilmende Vorlage, sondern verstand sich als Folie, die bei der filmischen Inszenierung „überschrieben“ wurde. „Kümmere dich nicht um mich; vergiss die Kamera!“, hatte Resnais seine Autorin aufgefordert. Ergebnis ist ein zeitloses Filmwerk, gerade weil es selbst seine ganz eigene Film-Zeit entwickelt. „...der intimste, individuellste, privateste aller Filme vom Zweiten Weltkrieg, zugleich aber ist er der eindringlichste und schmerzlichste.“ (Enno Patalas). (cl)

Mit freundlicher Unterstützung des Institut français Paris
am 17.10.2012 um 20.00 Uhr

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT

Iluminacja
Illumination
PL 1973, R: Krzysztof Zanussi, K: Edward Kłosiński, M: Wojciech Kilar, D: Stanisław Latałło, Małgorzata Pritulak, Monika Dzienisiewicz-Olbrychska, Jan Skotnicki, Edward Żebrowski, Jadwiga Colonna-Walewska, Włodzimierz Zonn, 91’  35 mm, OmU

Krzysztof Zanussi (Jahrgang 1939) gilt neben Krzysztof Kieslowski und Agnieszka Holland als prominentester Vertreter des „Kinos der moralischen Unruhe“, das ab Beginn der 1970er Jahre die Glaubwürdigkeit der polnischen Gesellschaft zur Disposition stellte. Wie Kieslowski begann Zanussi zunächst mit Dokumentarfilmen, bevor er die darin gestellten Grundfragen auf fiktionale Konstellationen übertrug. Iluminacja ist der vierte Spielfilm des Regisseurs – ihm kommt in seinem Œuvre eine Schlüsselstellung zu. Die Geschichte des jugendlichen Helden Franciszek Retman, der nach einer familiären Krise sein verheißungsvolles Studium der Philosophie und Naturwissenschaften abbricht, um in diversen Jobs lebensnahe Erfahrungen zu sammeln, trägt stark autobiografische Züge. Darüber hinaus arbeitet Zanussi mit dokumentarischen Einschüben, die einerseits auf seine filmischen Anfänge verweisen, anderseits den Lauf der Erzählung gezielt brechen. So sind gleich zu Beginn Ausschnitte einer authentischen Vorlesung zu sehen, gehalten von keinem Geringeren als Władysław Tatarkiewicz (1886-1980), dem als nationale moralische Instanz verehrtem Denker. 1973 wurde Iluminacja in Locarno mit dem „Goldenen Leopard“ ausgezeichnet. (cl)

am 20.10.2012 um 21.00 Uhr

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT

A Clockwork Orange
Uhrwerk Orange
GB/USA 1971, R: Stanley Kubrick, K: John Alcott, M: Walter Carlos, D: Malcolm McDowell, Paul Farrell, Patrick Magee, Michael Bates, Warren Clarke, Adrienne Corri, Carl Duering, 137’ 35 mm, OF

Stanley Kubricks Verfilmung des gleichnamigen Romans von Anthony Burgess kann als eine der nachhaltigsten Unternehmungen der Kinematografie gewertet werden. Kein zweiter Film hat ähnlich viele Hommagen oder Zitate hervorgebracht. Zahllose Rockbands beziehen sich auf Passagen und Figuren des Films; den Dialogen entnommene Redewendungen haben Eingang in eine bis heute virulente „Szenesprache“ gefunden; Kleidung und Design des Films werden imitiert, Theaterstücke, Comics oder Konzept-Alben dem Stoff nachempfunden. Verblüffend am Film ist unter anderem, dass Kubrick die Geschichte vom Cliquen-Chef Alex, der sich vom abgebrühten Täter zum bemitleidenswerten Opfer wandelt, nahezu werkgetreu aus dem Roman übernimmt, dabei aber dennoch zu genuinen filmischen Lösungen findet. „Ich habe mir Clockwork Orange von Stanley Kubrick in New York angesehen, und um ins Kino zu kommen, habe ich mich schlagen müssen, wie alle anderen auch. Und ich fand, dass es die Schlägerei wert war – das ist ganz ein Film Kubrick, technisch brillant, intelligent, treffend, poetisch und geistige Perspektiven eröffnend. Wenn sich ‚Orange’ wie ‚1984’ in die Zahl der heilsamen literarischen Warnungen – oder cinematographischen Warnungen – vor dem Gehenlassen, vor der Gefühlsduselei und vor dem maßlosen Vertrauen in den Staat einreiht, dann ist dieses Werk von einigem Wert.“ (Anthony Burgess). (cl)

am 30.10.2012 um 20.00 Uhr

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT

Stalker
UdSSR 1979, R: Andrej Tarkowski, B: Arkadi und Boris Strugazki, K: Alexander Knjaschinski, M: Eduard Artemjew, D: Alissa Frejndlich, Alexander Kaidanowski, Anatoli Solonizyn, Nikolai Grinko, Natasha Abramowa, 163’                        35 mm, OmeU

Zum Rhythmus der Schienenstöße rollt eine postindustrielle Szenerie vorüber: Fabrikruinen, überwuchertes Kriegsgerät, von Nebel verhangene Landschaften. Drei Männer, auf einer Lore sitzend, dringen in die „verbotene Zone“ ein. Hier soll es ein Zimmer geben, in dem sich die geheimsten Wünsche erfüllen lassen. An den Roman Picknick am Wegesrand der Gebrüder Strugatzki angelehnt, entwickelt Tarkowski einen Kosmos, dessen archaische Bilder sich nachhaltig in die Erinnerung des Zuschauers eingraben. Vielleicht haben diese Bilder schon lange dort gelegen und nur auf den Film gewartet. Mit Stalker ist das Subgenre des philosophischen Thrillers geboren worden, dessen einziges Beispiel bis heute noch immer Stalker geblieben ist. Dass dieser Film überhaupt existiert – obsessiv, grüblerisch, düster, apokalyptisch – stellt nichts Geringeres als ein kinematografisches Wunder dar. Er ist Beleg unbestechlicher künstlerischer Autonomie inmitten des korrumpierten und korrumpierenden Spätstalinismus. Als Stalker 1981 in die Kinos der DDR gelangte, verbreitete sich die Kunde von diesem Fremdkörper wie ein Lauffeuer. Er avancierte binnen Kürze zum Geheimtipp und prägte eine ganze Generation von Kinogängern. Vielleicht der künstlerisch anspruchsvollste Spielfilm, den der Ostblock insgesamt hervorgebracht hat, auf jeden Fall der philosophischste. (cl)

am 31.10.2012 um 19.30 Uhr
 

 
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