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„Der Film schildert die Natur direkt, verlangt nicht die Nachsicht der Zuschauer für bemalte Leinwand und Pappbäume“, so der dänische, einst in Deutschland sehr populäre Regisseur Urban Gad in seiner 1920 erschienenen Schrift Der Film, seine Mittel und seine Ziele. Mit seiner Einschätzung, das noch relativ junge Medium könne ein „wahres Bild von der Natur“ geben, war Gad nicht allein. Viele Filmemacher*innen und Filmtheoretiker*innen seiner Zeit kamen auf die „Natur“ zu sprechen, wenn sie die besonderen Qualitäten des Films beschreiben wollten. Sie bezogen sich nicht nur auf Landschaftsaufnahmen oder Tierdokumentationen, sondern führten auch das „Rohe“ oder „Nicht-Menschliche“ ins Feld. 

Selbstredend unterliegt auch die Bedeutung des Wortes „Natur“ einem historischen Wandel. Ein Naturfilmer der Kaiserzeit, der unberührte Wälder filmte, assoziierte mit ihr anderes als der Produzent eines Lehrfilms, der in der Nachkriegszeit Materialien für den Biologie-Unterricht bereitstellte, oder ein aktivistisches Filmkollektiv, das in den 1980er Jahren vor dem Waldsterben warnte. Die von Stephan Ahrens kuratierte Reihe Naturschauspiele folgt diesen verschiedenen Blicken auf Landschaften und Wälder, auf Flora und Fauna. Sie geht der Frage nach, welche verschiedenen Vorstellungen und Ideen von Natur sich in die deutsche Filmgeschichte eingeschrieben haben und welche filmspezifischen Natur-Erfahrungen im Kino möglich sind – denn, so Urban Gads Einschätzung am Ende seines Buches, die schönsten Naturaufnahmen habe man gerade den in ihren Berliner Ateliers arbeitenden Filmemacher*innen aus der Großstadt zu verdanken.

Die Filmreihe Naturschauspiele. Film, Natur und deutsche Geschichte begleitet die Ausstellung Natur und deutsche Geschichte. Glaube – Biologie – Macht, die bis zum 7. Juni 2026 im Deutschen Historischen Museum besucht werden kann.