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Eunice Martins
Jörg Taszman

Der junge Medardus

Vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege erschafft Michael Kertesz mit der Artur Schnitzler-Verfilmung Der junge Medardus ein bildgewaltiges, mit tragischen Liebesgeschichten verwobenes Monumentalwerk. Sein damaliger Lieblingsschauspieler Michael Varkonyi verkörpert Medardus Klähr, einen Idealisten, der den Tod seines Vaters, welcher von den französischen Besatzern erschossen wurde, nie verwunden hat. Und so strebt der junge Klähr nach Rache und es beginnen gleich zwei Liebestragödien, die einem dramaturgischen Höhepunkt zustreben, als Napoleon in Wien einzieht.

Von den drei großen Monumentalfilmen, die Kertesz für die Sascha-Film realisierte, ist Der junge Medardus vielleicht der überzeugendste, weil er neben souverän inszenierten Massenszenen auch auf eine komplexe Charakterzeichnung setzt und daher tragischer und emotionaler wirkt. So erweist sich Michael Kertesz hier zum ersten Mal als ein Meister des historischen Melodramas. Béla Balazs zeigte sich in der Zeitung Der Tag (9.10.1923) äußerst angetan: „Wir haben bei Lubitsch und Griffith größere Massen gesehen. Aber noch nie Massen, die so aus lauter für-sich lebendigen und sinnvollen Teilszenen zusammengesetzt worden sind. Nicht nur das Ganze wirkt. Jede Ecke ist ausgearbeitet, hat Physiognomie“. (jt)