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Der in Ungarn geborene Regisseur Michael Curtiz gehört bis heute in die Riege der unterschätzten Filmemacher. Vielen Filmhistoriker*innen gilt er bestenfalls als ein versierter Auftragsregisseur, der allein für Warner Bros. 86 Filme drehte. Dabei war Curtiz nicht nur ein äußerst vielseitiger Filmemacher, er legte auch viel Wert auf ein gutes Drehbuch, das Casting sowie auf die technischen und optischen Aspekte seiner Filme. Allein sechs Mal wurde Michael Curtiz als Bester Regisseur für einen Oscar nominiert, zweimal gewann er ihn: 1939 für den Kurzfilm Sons of Liberty und 1943 für Casablanca.

Schon bevor Mihály Kertész 1926 in den USA ankam, hatte er in Ungarn und Österreich bei über 60 Filmen Regie geführt. Er galt als ein ebenso etablierter, wie kommerziell erfolgreicher Filmemacher, der mit dem Monumentalfilm Sodom und Gomorrha 1922 den bis dato teuersten und auch opulentesten österreichischen Film realisierte. Als zwei Jahre später mit Die Sklavenkönigin ein weiteres Leinwandepos folgte, wurde man in Hollywood auf Kertész aufmerksam. Adolph Zukor kaufte das Werk zunächst nur, um es für den amerikanischen Markt drei Jahre unter Verschluss zu halten, damit Cecil B. DeMilles The Ten Commandments keine Konkurrenz aus Europa drohte.

Auf die Welt kam Kertész am 25. Dezember 1886 im Budapester VII. Bezirk als Mano Kaminer. Wie viele ungarische Juden änderte er als junger Mann seinen jüdischen Namen in Mihály Kertész. Er absolvierte eine Ausbildung an der Theaterakademie als Schauspieler, verkörperte an verschiedenen Theatern in Ungarn kleinere Rollen, sein Interesse galt aber schnell dem neuen populären Medium Film. 1913 ging Kertész für kurze Zeit nach Dänemark, wo er unter anderem als Regieassistent und Kleindarsteller bei den Dreharbeiten des Monumentalfilms Atlantis mitwirkte.

Während des Ersten Weltkriegs erlebte das ungarische Kino eine erste Blütezeit, auch weil ausländische Filme nicht mehr ins Land kamen. Mihály Kertész stieg schnell als vielseitiger Regisseur und Produzent auf. Von seinen über 40 ungarischen Langfilmen existieren gerade einmal drei als kurze Fragmente. Nur die zwei abendfüllenden Spielfilme A Tolonc und Az utolso hajnal konnten wiederentdeckt werden. 1919 drehte Mihaly Kertész für die kommunistische Räterepublik den kurzen, noch erhaltenen Agitpropfilm Jön az Öcsem. Kurze Zeit später floh er zusammen mit seiner Frau Lucy Doraine und der gemeinsamen Tochter nach Wien. Auch andere ungarische Filmschaffende verließen ihre Heimat aus Furcht vor dem folgenden „Weißen Terror“ und weil die ungarische Filmindustrie zusammengebrochen war. Mit einigen von ihnen arbeitete Michael Kertesz, wie er sich fortan nannte, zusammen, darunter der Autor Ladislaus Vajda und die Schauspieler Michael Varkonyi und Julius Szöreghy. In Österreich drehte er vermehrt mit einem festen Team. So wird der spätere Regisseur Gustav Ucicky sein Stammkameramann.

Während einer Europareise wird 1925 Harry M. Warner auf Michael Kertesz aufmerksam. Zurück in den USA sichtet er gemeinsam mit seinem Bruder Jack Moon of Israel, wie Die Sklavenkönigin dort heißt. Im März 1926 bieten sie Kertesz einen Vertrag an. Der beendet in Berlin die Dreharbeiten zu seinem letzten europäischen Film Der Goldene Schmetterling. Im Juni 1926 kommt Michael Kertesz in New York an. Der Rest ist Filmgeschichte. (jt)

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