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Einführung: Tobias Hering

Fury

Mitte der 1960er Jahre fand in der DDR ähnlich wie in der BRD eine späte Wiederannäherung an den Emigranten Fritz Lang statt. Der Akzent lag dabei auf Filmen, die ihn als durch die Faschismus-Erfahrung geprägten Sozialkritiker auswiesen. „Um Lang wob sich die Legende des mystisch-verunklärenden Schöpfers von Die Nibelungen und Metropolis. Diese Legende gilt es durch lebendige Anschauung seiner Filme zu zerstören. Nicht der formal glänzende Bildgestalter im Gefolge des deutschen Filmexpressionismus, sondern der kritische Realist Lang interessiert uns heute.“ Diese Handreichung von Rudolf Freund in der ersten Ausgabe der aus der Filmclub-Bewegung hervorgegangenen Zeitschrift Film 64 galt einem vom Staatlichen Filmarchiv der DDR zusammengestellten „Fritz-Lang-Zyklus“, in dem Fury eine zentrale Position einnahm. In Langs erstem Film im amerikanischen Exil wird ein Fremder (Spencer Tracy) in einer Kleinstadt fälschlich eines Verbrechens verdächtigt und von einem aufgebrachten Mob beinahe umgebracht. „Mit kritisch geschärften Augen legte der Emigrant aus dem faschistischen Deutschland gleich in seinem ersten amerikanischen Film den Finger auf eine Wunde der amerikanischen Demokratie: die Lynchjustiz.“ (th)