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Kaiser Wilhelms Glück und Ende

Kaiser Wilhelms Glück und Ende D 1919, R: Willy Achsel, D: Ferdinand Bonn · 35mm, dt. ZT DO 04.04. um 20 Uhr · Am Flügel: Peter Gotthardt · Einführung: Philipp Stiasny und Alexander Zöller Knapp 100 Jahre ist es her, dass der Debütfilm von Regisseur Willy Achsel das letzte Mal auf einer Leinwand in Deutschland zu sehen war. Lange galt er als verschollen. Der episodenhafte Spielfilm gibt sich als Charakterstudie des letzten deutschen Kaisers aus und reiht Szenen aus dessen Leben aneinander. Dabei schlägt er einen weiten Bogen von der Inthronisation im Jahr 1888 über die Entlassung Bismarcks und die Daily-Telegraph-Affäre bis hin zur desaströsen Niederlage im Ersten Weltkrieg. In einer Zeit der Ungewissheiten und politischen Umbrüche – Flucht Wilhelms II. ins Exil, Versailler Vertrag, Republikgründung – rührte der Kaiserfilm am nationalen Selbstverständnis. Als nach der Pressevorführung ein Sturm öffentlicher Entrüstung losbrach, sprach Reichswehrminister Noske am 10.10.1919 – noch vor der öffentlichen Premiere – ein Verbot aus. Im Kern ging es im ersten politischen Filmskandal der Weimarer Republik um eine Neubewertung der Monarchie und ihres ersten Vertreters. Stellvertretend richteten sich die Angriffe jedoch vor allem gegen Hauptdarsteller Ferdinand Bonn. Der bekannte Theaterschauspieler wurde als Nestbeschmutzer beschimpft. (kn)