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Razzia in St. Pauli

D 1932, R/B: Werner Hochbaum, P: Justin Rosenfeld, K: Adolf Otto Weitzenberg, D: Gina Falckenberg, Friedrich Gnaß, Wolfgang Zilzer, Charly Wittong, 74’ · 35 mm Ein austauschbarer Tag im Hamburger Hafenmilieu, darin die Ahnung eines anderen Lebens: Auf der Flucht vor der Polizei steigt der Einbrecher Matrosen-Karl ins Zimmer des Straßenmädchens Ballhaus-Else. Man verliebt sich Hals über Kopf und träumt von der Ferne. Vorher geht es aber noch in die Kongo-Bar, um Elses Geliebtem, dem Pianisten Leo, Lebewohl zu sagen. Aus einer kurzen Nacht wird eine lange, draußen auf der Straße ziehen sich die Netze von Polizeifahndung und Querschnittmontage immer enger zusammen. Der lumpenproletarische poetische Realismus von Hochbaums Film, 1932 von Justin Rosenfeld produziert, vergemeinschaftet Gefühle zu schimmernden Atmosphären, etwa wenn Barmusiker Leo seinen Liebeskummer mit dem Spielen einer Chopin-Nocturne öffentlich macht: „Und so wie an dieser Stelle der über seine Szenerie sich tastende Pianist findet auch Werner Hochbaum zu einer reinen Sprache von Trauer. Er hat das verbrauchte, abgestorbene Material des aus der Stummfilmzeit überkommenen Ganoven- und Dirnenfilms durch Verwandlung in eine originale und aktuelle Filmform gleichzeitig aufgedeckt und gerettet.“ (Peter Nau: Walzer in die Dunkelheit, in: Werner Hochbaum. An den Rändern der Geschichte filmen, 2011) (jsch) FR 06.03. um 21 Uhr + SA 07.03. um 19 Uhr · Einführung am 06.03.: Joachim Schätz