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Siedmiu żydów z mojej klasy

Nach den März-Unruhen 1968 in Polen verlassen über 30.000 Menschen das Land – vor allem jüdische Bürger*innen, die ihre polnische Staatsbürgerschaft mit der Aussreise abgeben mussten. Marian Marzyński ist einer dieser Emigranten. Er flieht über die Ostsee nach Dänemark. Das erste Wort, das er in der fremden Sprache lernt, ist skibet, „Schiff“. Es wird der Titel eines Dokumentarfilms, der von seiner Flucht aus Polen erzählt. Ein Jahr später, 1969, entsteht Hatikvah, das im Hebräischen „Hoffnung“ heißt und auch der Titel eines Gedichts von Naftali Herz Imber und der Nationalhymne des Staates Israel ist. Hatikvah dokumentiert das Ankommen der Geflüchteten. Über 40 Jahre nach dem Entstehen dieser beiden Filme führt Marzyński 2010 das grobkörnige Schwarzweißmaterial von Skibet und die bunten Bilder von Hatikvah zusammen, und es entsteht eine einzigartige dokumentarische Reflektion über Flucht, Vertreibung und dem Wunsch zurückzukehren.

Łozińskis Dokumentarfilm Siedmiu Żydów z mojej klasy (1991) ist einer der ersten Filme, die sich mit den Ereignissen im März 1968 befassen. Zu Wort kommen Menschen, die im Zuge der antisemitischen Kampagne das Land verlassen mussten und sich nun, 23 Jahre später, bei einem Klassentreffen wiedersehen. Sie sprechen über ihr Jüdisch-Sein, ihr Polnisch-Sein und die Last der Erinnerungen und Erfahrungen, die ihr Leben völlig verändert haben. (mbh)

Skibet/Hatikvah