
Ein Blick zurück auf die Künstlerszene West-Berlins, wie sie sich zwischen 1961 und 1991 entwickelt hat. Wie einst nach dem Mauerbau müssen sich nach dem Fall der Mauer die Künstler*innen der westlichen Halbstadt neu positionieren. Wüste Westberlin (1995) verzichtet auf einen Kommentar und lässt zahlreiche Künstler*innen und Ausstellungsmacher selbst zu Wort kommen. Wietz‘ Film zeigt deren Werke und die ersten selbstverwalteten Künstlergalerien. Zu sehen ist das alte West-Berlin mit seinen Brachen und der bemalten Mauer, die Künstlerkneipen Paris-Bar und Zwiebelfisch. Zeitgenossen wie Romy Haag empfanden die Halbstadt als Dorf mit Großstadtflair. „In dieser Enge, in diesem Inselbewusstsein lebte ja die Freiheit. Dort ist eine Situation erreicht, die für jeden Künstler beneidenswert ist: keiner will dich, keiner braucht dich, aber es redet dir auch keiner rein.“ (Markus Lüpertz)
In zwei Kurzfilmen reflektiert Rainer Bellenbaum den Mauerfall, als sich die Ereignisse überschlugen, wie auch die Zeit danach, als der erste Rausch verflogen ist. So kontrastiert Postkarten an Hölderlin (1996/2024) Hölderlins Gedicht Brot und Wein von 1800 mit zeitgenössischen Stadtansichten: Berlin auf der Suche nach einer neuen Identität. (jg)
Wüste Westberlin
R/B: Helmut Wietz, K: Axel Block, Dieter Welsch, 62‘
Hammer und Graffiti
R: Rainer Bellenbaum, 4‘
Postkarten an Hölderlin
R: Rainer Bellenbaum, 21‘