Friedrich Gustav Jaeger 1895-1944

Militär

  • 1895
    25. September: Friedrich Gustav Jaeger wird als Sohn des Distriktarzts und späteren Chefarzts Franz Jaeger und dessen Ehefrau Sofie Katharina (geb. Freiin Schirndinger von Schirnding) in Kirchberg an der Jagst geboren.
  • 1906
    Übersiedlung der Familie nach Stuttgart. Jaeger besucht hier das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium.
  • 1914
    Nach Beginn des Ersten Weltkriegs legt Jaeger das Notabitur ab. Er meldet sich als Freiwilliger und wird Fahnenjunker im Infanterieregiment 119.
  • 1914-1918
    Er wird in Flandern, Frankreich und an der Isonzofront eingesetzt. Der sechsmal verwundete Jaeger erhält 16 Auszeichnungen, darunter das Verwundetenabzeichen in Gold, das Eiserne Kreuz Erster und Zweiter Klasse sowie die Württembergische Tapferkeitsmedaille.
  • 1918
    23. Februar: Heirat mit Marie-Elisabeth Schlee, Tochter von Max Schlee-Pascha und dessen Ehefrau Paula (geb. von Reclam). Jaegers Schwiegervater ist Kommandierender General in der türkischen Armee und Feldmunitionschef.
    Nach Kriegsende ist Jaeger als charakterisierter Oberleutnant Führer einer Selbstschutz-Kompanie.
  • 1919
    6. Juli: Geburt seines einzigen Kindes, Krafft Werner Wilhelm Jaeger.
    Gemeinsam mit seiner Frau studiert Jaeger Agrarwirtschaft an der landwirtschaftlichen Hochschule in Tettnang am Bodensee.
    Jaeger wird Mitglied der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), die sich 1920 in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenennt.
  • 1919/20
    Tätigkeit als Gutsverwalter des Industriellen Robert Bosch in Bernried am Starnberger See.
    Führendes Mitglied des Münchner Freikorps Oberland.
  • 1920
    Jaeger verweigert die Teilnahme am Putsch von Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp und tritt aus der NSDAP aus.
  • ab 1920
    Er wird entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und ist mit dem Hauptmann d. R. Ludwig Gehre (1895-1945) befreundet.
  • 1921
    Jaeger gründet die Kreditfirma "Prokredita" GmbH in Berlin.
  • 1929
    Im Zuge der Weltwirtschaftskrise geht auch Jaegers Firma in Konkurs.
  • 1930-1933
    Jaeger ist 2. Adjutant des Majors d. R. Franz von Stephani (1876-1939), dem Berliner Landesführer des "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten".
  • 1934
    Jaeger bemüht sich um seine Reaktivierung, da er als Adjutant des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten (1887-1943) vorgesehen ist.
    24. September: Reichswehrminister Werner von Blomberg unterzeichnet die Reaktivierungsurkunde für Jaeger.
    1. Oktober: Jaeger wird als Hauptmann in das Infanterie-Regiment 29 (Crossen an der Oder) mit einem Rangdienstalter vom 1. Dezember 1933 eingestellt.
  • 1935
    Er wird zum Infanterie-Regiment 8 (Frankfurt/Oder) als Hauptmann im Stabe zum Regimentsstab versetzt.
  • 1936
    Beförderung zum Major.
  • 1938
    Jaeger nimmt nach der Sudetenkrise als Bataillonskommandeur am Einmarsch in die sudetendeutschen Gebiete der Tschechoslowakei teil.
  • 1939
    Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nimmt Jaeger am Einmarsch in Polen teil.
    Auszeichnung mit der Spange zum Eisernen Kreuz Zweiter Klasse.
  • ab 1939
    Über Carl-Hans Graf von Hardenberg (1891-1958) erhält Jaeger Kontakt zu Personen aus dem Widerstand wie Hans Oster, Friedrich Olbricht und Ludwig Beck. Bei Oster trifft er im Amt Ausland/Abwehr seinen Freund Gehre wieder.
  • 1940
    Beteiligung am "Frankreichfeldzug". Für seinen Einsatz wird Jaeger am selben Tag wie Erwin Rommel mit dem Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
  • 1941
    Jaeger wird im "Russlandfeldzug" als Oberstleutnant und Bataillonskommandeur eingesetzt.
  • 1942
    17. Februar: Tod seiner Ehefrau. Anlässlich der Beisetzung weiht Jaeger erstmals seinen Sohn Krafft Werner in seine Kontakte zu Widerstandsgruppen ein. Sie sprechen auch über eine Beteiligung des Sohns bei einem Umsturzversuch. Am Tag des Umsturzes soll Jaeger das Wachbataillon Berlin "Groß-Deutschland" übernehmen, in dem sein Sohn als Leutnant dient. Seinen Sohn sieht er als Ordonnanzoffizier vor.
    Beförderung zum Oberst und als Regimentskommandeur in der Schlacht um Stalingrad eingesetzt.
    Vor Weihnachten wird er verwundet und mit Fleckfieber als einer der letzten Soldaten ausgeflogen. Er kommt nach Lublin ins Lazarett. Dort besucht ihn sein Sohn.
  • 1943
    Jaeger stimmt zögernd den Attentatsplänen auf Adolf Hitler zu. Er möchte aber auch aus christlicher Überzeugung Hitler lieber vor ein ordentliches Gericht gestellt sehen.
    1. April: Nach einer dienstlichen Anzeige wird Jaegers Sohn verhaftet und in das Wehrmachts-Untersuchungsgefängnis in der Lehrter Straße 68 eingeliefert. Auch Jaeger wird verhört, kann danach jedoch eine Kur antreten. Anschließend erhält er eine Sprecherlaubnis für einen Besuch seines Sohns im Gefängnis.
    3. Juli: Jaegers Sohn wird vor dem Reichskriegsgericht wegen versuchten Verrats und Verleitung eines Kameraden zum militärischen Ungehorsam angeklagt. Der Sohn wird mangels Beweisen freigesprochen und zu Stubenarrest verurteilt, der mit der Untersuchungshaft abgegolten ist. Zur "Wiederherstellung der Ehre" wird der Sohn an die Front kommandiert; bei einem Umsturzversuch wird er seinen Vater nicht unterstützen können.
  • 1944
    20. Juli: Oberst Jaeger ist Kommandeur der Panzerersatztruppen in den Wehrkreisen II (Stettin) und XXI (Kalisch). Nach dem Attentat vom 20. Juli erhält er im Bendlerblock von Claus Schenk Graf von Stauffenberg den Befehl zur Verhaftung eines Oberführers der Schutzstaffel (SS).
    Außerdem soll er Joseph Goebbels in dessen Propagandaministerium festnehmen und den Rundfunksender in der Masurenallee besetzen. Jaeger wartet auf die ihm zugesagten Soldaten und Polizeieinheiten in der Stadtkommandantur. Major Otto Remer (1912-1997) vom Wachbataillon Berlin überzeugt sich jedoch durch ein persönliches Telefongespräch mit Hitler von dessen Überleben und verweigert die Festnahme Goebbels'. Die Operation Walküre scheitert. Die Jaeger unterstellten Soldaten verweigern ihm den Befehl und erklären ihre Regimetreue. Jaeger steigt in einen Kübelwagen, um seinen letzten Befehl auszuführen: den General der Infanterie und Befehlshaber im Wehrkreis Berlin, Joachim von Kortzfleisch, am Verlassen seines Hauses zu hindern. Im Generalkommando wird Jaeger verhaftet und in das Hausgefängnis der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in der Prinz-Albrecht-Straße 8 eingeliefert. Jaegers Sohn erlebt den 20. Juli verwundet in einem italienischen Lazarett.
    1. August: Der Sohn wird im Lazarett von Wehrmachtsangehörigen verhaftet und mit der Bahn nach Berlin in das Gestapo-Gefängnis gebracht. Vater und Sohn sind nun im selben Gefängnis, können aber keinen Kontakt zueinander herstellen. Wenig später wird der Sohn in das Gefängnis des Sicherheitsdienstes (SD) Lehrter Straße 3 verlegt.
    14. August: Fritz Jaeger wird nach einem Spruch des Ehrenhofs des Heers aus der Wehrmacht entlassen, nicht ausgestoßen.
    21. August: Er wird vom Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Noch am selben Tage wird Fritz Jaeger in Berlin-Plötzensee durch den Strang ermordet. Das Vermögen der Familie wird eingezogen.
  • 1945
    20. Februar: Mit 20 weiteren Häftlingen aus dem Umkreis des 20. Juli wird Jaegers Sohn in das Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen bei Oranienburg überstellt. Der Sohn überlebt.
  • 1995
    In Erinnerung an den 100. Geburtstag von Fritz Jaeger wird an dessen Geburtshaus, dem heutigem Rathaus in Kirchberg an der Jagst, eine Gedenktafel von seinem Sohn enthüllt.
  • 1996
    In Waldstadt bei Zossen-Wünsdorf, dem ehemaligen Militärstandort, wird im Beisein des brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (geb. 1936) eine Straße in "Fritz-Jaeger-Allee" umbenannt. Der Sohn hält eine Erinnerungsrede.
Susanne Eckelmann
14. September 2014

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