Rudolf Breitscheid 1874-1944

Politiker

  • 1874

    2. November: Rudolf Breitscheid wird als Sohn des Buchhändlers Wilhelm Breitscheid und dessen Frau Wilhelmine (geb. Thorwester) in Köln geboren.

  • 1894-1898

    Studium der Nationalökonomie in München und Marburg mit anschließender Promotion.

  • 1898

    Redakteur bei verschiedenen liberalen Zeitungen in Hamburg und Hannover.

  • 1903

    Er tritt der linksliberalen Freisinnigen Vereinigung bei, der sich im selben Jahr der von Friedrich Naumann geführte Nationalsoziale Verein anschließt.

  • 1904-1908

    Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung.

  • 1904-1920

    Er ist Abgeordneter des brandenburgischen Provinziallandtags.

  • 1905-1910

    Geschäftsführer des Handelsvertragsvereins in Berlin.

  • 1908

    Heirat mir der Frauenrechtlerin Tony Drevermann.
    Aus Kritik an der Beteiligung der linksliberalen Parteien an dem von Reichskanzler Fürst Bernhard von Bülow gebildeten liberal-konservativen Bülow-Block verlässt er seine Partei. Er rechtfertigt diesen Schritt in seiner Schrift "Der Bülow-Block und der Liberalismus".
    Mit Theodor Barth (1849-1909) und Hellmut von Gerlach gründet er die Demokratische Vereinigung, deren Vorsitz er übernimmt.

  • 1920-1912

    Er ist Herausgeber der Zeitschrift "Das freie Volk".

  • 1912

    Enttäuscht von der geringen Resonanz der Demokratischen Vereinigung bei den Reichstagswahlen von 1912, tritt Breitscheid zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) über.

  • 1914-1918

    Während des Ersten Weltkriegs kritisiert Breitscheid die "Burgfriedenspolitik" seiner Partei.

  • 1916

    Er wird Chefredakteur der pazifistischen Zeitschrift "Sozialistische Auslandspolitik", die nach 1918 unter dem Titel "Der Sozialist" erscheint.

  • 1917
  • 1918/19

    Nach der Novemberrevolution wird Breitscheid Preußischer Innenminister in der ersten Revolutionsregierung.

  • 1920

    Bei den Reichstagswahlen vom 6. Juni wird er für die USPD in das Parlament gewählt.
    Breitscheid, der zur engeren USPD-Führung gehört, lehnt die Vereinigung seiner Partei mit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und den Anschluss der USPD an die Kommunistische Internationale (Komintern) ab.

  • 1922

    Nach der Vereinigung von SPD und USPD ist er Hauptsprecher der sozialdemokratischen Fraktion in außenpolitischen Fragen.

  • 1924

    Dezember: Er wird Mitglied im Außenpolitischen Ausschuß des Reichstags.
    Breitscheid unterstützt nachhaltig Gustav Stresemanns Aussöhnungspolitik mit Frankreich.

  • 1926

    Er wird von Stresemann in die Kommission des Völkerbunds berufen.

  • 1928

    Juli: Gemeinsam mit Wilhelm Dittmann und Otto Wels wird er Vorsitzender der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion.

  • 1928-1930

    Er verteidigt energisch die von dem Sozialdemokraten Hermann Müller geführte große Koalition aus SPD, Zentrumspartei, Deutscher Volkspartei (DVP) und Deutscher Demokratischer Partei (DDP).

  • 1930

    Nach dem Wahlerfolg der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei den Reichstagswahlen vom 14. September spricht er sich für eine Tolerierungspolitik gegenüber dem Minderheitskabinett von Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum) aus.

  • 1931

    Er wird in den Parteivorstand der SPD gewählt.
    November: Er erwägt kurzfristig, mit der KPD ein Bündnis zur Abwehr der NSDAP einzugehen.

  • 1933

    31. Januar: Einen Tag nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler warnt Breitscheid seine Partei vor "ungestümen und voreiligen Aktionen".
    März: Er flieht vor den Nationalsozialisten in die Schweiz.
    August: Übersiedlung nach Frankreich.
    Von Paris aus hält er Verbindungen zur Exilorganisation der Sozialdemokratischen Partei (Sopade) in Prag, unternimmt Auslandsreisen und schreibt für verschiedene sozialistische Zeitungen in West- und Mitteleuropa.

  • 1935/36

    Mit anderen nach Frankreich emigrierten sozialdemokratischen Politikern beteiligt er sich an den Besprechungen des von der KPD gelenkten Volksfront-Ausschusses, dem Heinrich Mann vorsteht.

  • 1936

    19./20. Juni: Er leitet die Internationale Konferenz deutscher Emigranten in Paris, auf der die "Zentralvereinigung deutscher Emigranten" gegründet wird.

  • 1937

    Breitscheid wirft der KPD vor, für den Verfall des Volksfront-Ausschusses verantwortlich zu sein.

  • 1938

    September: Er erreicht, dass die "Zentralvereinigung deutscher Emigranten" vom Völkerbund als offizielle Vertretung der deutschen Flüchtlinge anerkannt wird.

  • 1940

    August: Zusammen mit dem sozialdemokratischen Politiker Rudolf Hilferding flüchtet er nach dem deutschen Angriff auf Frankreich in das unbesetzte Marseille.

  • 1941

    11. Februar: Er wird durch die Vichy-Regierung an die Geheime Staatspolizei (Gestapo) ausgeliefert.
    Nach zehn Monaten Haft in einem Berliner Gefängnis wird Breitscheid mit seiner Frau in das Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen überstellt.

  • 1943

    September: Überführung nach Buchenwald, wo er mit seiner Frau in einer streng bewachten Baracke außerhalb des eigentlichen Konzentrationslagers interniert wird.

  • 1944

    24. August: Rudolf Breitscheid stirbt nach offiziellen Angaben bei einem Luftangriff in Buchenwald.

Gabriel Eikenberg
Stand: 14. September 2014
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