In der Reichstagssitzung vom 4. August 1914 stimmten auch die - oft als "vaterlandslose Gesellen" bezeichneten - Sozialdemokraten bei nur zwei Enthaltungen für die dringend benötigten Kredite zur finanzierung des drei Tage zuvor ausgebrochenen Krieges. Die ansonsten zerstrittenen Parteien schlossen einen Burgfrieden und wollten für die Dauer des Krieges ihre Auseinandersetzungen nicht mehr in die Öffentlichkeit tragen. Die unerwartet starke Geschlossenheit der Nation brachte Kaiser Wilhelm II. im Reichstag mit dem Wort "Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur noch Deutsche" auf den Punkt. Es ist das bekannteste Zitat von Wilhelm II. Millionenfach fand es Verbreitung in Zeitungsmeldungen, auf Plakaten und Postkarten. Als er Anfang August 1914 diese Worte sprach, stand der deutsche Kaiser im Zenit seiner Popularität.
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In Berlin versammelten sich am 31. Juli, als das Deutsche Reich aufgrund der russischen Generalmobilmachung den „Zustand der drohenden Kriegsgefahr“ verkündete, Zehntausende im Lustgarten vor dem Stadtschloss, der Residenz des Preußischen Königs und Deutschen Kaisers. Vom Balkon aus sprach Wilhelm II. in den Abendstunden zu der Menge. In seiner kurzen beschwichtigenden Rede betonte er, dass es sich bei dem drohenden Krieg um einen Akt „gerechter Verteidigung“ handle. Als am folgenden Tag das Deutsche Reich Russland den Krieg erklärte, wandte sich der Kaiser ein zweites Mal vom Balkon des Schlosses an die begeisterte Menschenmenge. Angesichts des Krieges beschwor er die nationale Einheit: „Ich kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr; wir sind heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder.“
Die von Wilhelm II. geforderte nationale Geschlossenheit war keineswegs selbstverständlich. Starke soziale, konfessionelle und politische Gegensätze prägten das Kaiserreich. Für die politischen Eliten des Obrigkeitsstaates galten besonders die Sozialdemokraten aufgrund ihrer Solidarität mit der internationalen Arbeiterklasse und ihrer pazifistischen Grundhaltung als Reichsfeinde und „vaterlandslose Gesellen“. Ihren symbolischen Ausdruck fand der „Burgfrieden“, die Aussetzung innenpolitischer Konflikte während des Krieges, in der Thronrede Wilhelms II. am 4. August 1914 im Berliner Stadtschloss vor den Abgeordneten des Reichstags. Dabei griff der Kaiser die Formulierung aus seiner vorherigen Ansprache auf, spitzte sie allerdings rhetorisch in der berühmt gewordenen Weise zu. Alle Fraktionsvorsitzenden der im Reichstag vertretenden bürgerlichen Parteien gelobten Wilhelm II. daraufhin feierlich ihre Treue. Vertreter der SPD blieben der Zeremonie demonstrativ fern. Die SPD-Abgeordneten stimmten in der anschließenden Reichstagssitzung, der ersten nach dem Kriegsbeginn, dennoch einstimmig für die von der Regierung beantragten Kriegskredite. Die Presse bejubelte dies als Zeichen der nationalen Einheit.
Das Plakat verklärt den „Burgfrieden“ in sakraler Weise: Unter dem von Engeln gehaltenen Porträt Wilhelm II. sammelt sich das gesamte deutsche Volk, das seinem Monarchen huldigt. In der Menge sind Frauen, Kinder, Studenten, Offiziere, Geistliche und Landwirte zu erkennen, aber kaum Arbeiter, die immerhin die größte Gruppe in der Gesellschaft bildeten. Die Wappen der 25 Bundesstaaten versinnbildlichen die politische Einheit des Kaiserreichs. Das Zitat am oberen Bildrand ist auf den 1. August zurückdatiert, dem Tag des Kriegsbeginns. Der „Burgfrieden“, den das Plakat beschwört, erwies sich jedoch als brüchig. Die steigenden Verluste des fortdauernden Krieges, die mangelhafte Lebensmittelmittelversorgung weiter Teile der Bevölkerung und das Ausbleiben der in Aussicht gestellten Verfassungsreformen verschärften die politischen und sozialen Spannungen, die sich schließlich in der Revolution 1918 entluden.
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