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Die territoriale Verlagerung von Kulturgütern in Kriegs- und Friedenszeiten ist so alt wie die Kulturgeschichte und bis heute hochaktuell. Die Folgen derartiger Translokationen zu meistern, gehört zu den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. In sieben Programmen stellt die Reihe Translokationen fiktionale, dokumentarische und essayistische Filme vor, die der Verlagerung von Kulturgütern nachspüren und deren Produktion und Rezeption an der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema teilhaben.

Schon ein Blick auf die historischen Kontexte und Stoffe der ausgewählten Filme verdeutlicht die Spannbreite des Phänomens Kunstraub. Fünf Tage – Fünf Nächte (1961) und The Train (1964) erzählen Geschichten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der 1942 entstandene Expeditionsfilm Geheimes Tibet, von dem nach dem Krieg in der Sowjetunion eine neue Fassung entstand, ist selbst ein transloziertes Objekt. Invasion 1897 (2014), Les statues meurent aussi (1953) und La noire de … (1966) befragen aus de- und postkolonialen Perspektiven die Beziehungen zwischen Kolonisierenden und Kolonisierten. Dancing with Jikji (2017) und die Arbeiten des Kurzfilmprogramms setzen sich mit Objektbiografien auseinander, um kanonische Geschichtsschreibungen und das Selbstverständnis sammelnder Institutionen zu hinterfragen.

Die Filme erzählen vom Verlieren, Vermissen, dem Zurückhabenwollen und Retten. Sie breiten bisher nur unzureichend öffentlich diskutierte Perspektiven auf die Aneignung und Instrumentalisierung von Kulturgut durch die Institution Museum aus. Die Reihe Translokationen wurde von Felicity Bodenstein, Merten Lagatz und Bénédicte Savoy kuratiert, die an der Technischen Universität Berlin im Forschungscluster translocations zu historischen Phänomenen der Verlagerung von Kulturgütern unter asymmetrischen Machtverhältnissen forschen. Gespräche zwischen Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler*innen und Mitgliedern der Forschungsgruppe begleiten die Filmvorführungen.

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