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„Zerstörung 2„ von Felix Nussbaum, Öl auf Leinwand, 1933

Gemeinsam mit dem DHM kaufte der Museumsverein das Gemälde von Felix Nussbaum Ende 2018. Der Ankauf wurde durch die Spenden von Mitgliedern, Privatpersonen sowie Unternehmen ermöglicht. Der jüdische Maler Felix Nussbaum schuf das Gemälde „Zerstörung 2" 1933 - nur wenige Woche nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten.

Inzwischen wird Felix Nussbaum als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts angesehen. Seine Gemälde sind nicht nur kunsthistorisch relevant, sie werden, ebenso wie das Tagebuch der Anne Frank, zu den eindrücklichsten Zeugnissen des Holocaust gezählt. In ihnen hat Felix Nussbaum sein Schicksal als Verfolgter verarbeitet, seine Lebensstationen dokumentiert. In ihnen lassen sich seine Eindrücke immer noch nachvollziehen, nachempfinden, weshalb das Deutsche Historische Museum gemeinsam mit dem Museumsverein das Gemälde „Zerstörung 2“ für die zukünftige Dauerausstellung ankaufen will.

„Zerstörung 2“ ist eines der über 100 Gemälde von Felix Nussbaum. Er malte es 1933 in Italien. Es entstand wenige Monate nach der Machtübergabe an Adolf Hitler und kurz nachdem Nussbaum die Villa Massimo in Rom, die berühmte Außenstelle der Berliner Akademie der Künste, hatte verlassen müssen. Offiziell wegen Handgreiflichkeiten, doch dürfte auch der bevorstehende Besuch Goebbels in der Villa, Einfluss auf den Rauswurf gehabt haben. 1939 erinnerte sich Nussbaum: „man vertrieb mich aus dem ‚Haus der Deutschen Rompreisträger‘, das nun offensichtlich auch ein Stück arischen Bodens sein wollte.“

„Zerstörung 2“ ist ein Schlüsselwerk im Schaffen Felix Nussbaums. Erstmals stellt er den Schrecken dar, den er angesichts der ungewissen Zukunft und der gesteigerten Bedrohung empfindet. Es ist ein entsprechend düsteres Bild: Im Vordergrund liegen die Reste zweier Gemälde auf einem leeren Platz. Wer genau hinschaut, erkennt auf dem kleineren Überrest das Brandenburger Tor. Nussbaum hat hier sein eigenes Gemälde „Der tolle Platz“ (1931), das einer der Gründe für die Einladung nach Rom gewesen war, zerstört dargestellt. Zu Beginn seines Rom-Aufenthaltes war sein Atelier in Berlin mitsamt 150 Gemälden einem möglicher nationalsozialistischen Brandanschlag zum Opfer gefallen. Möglicherweise dacht Nussbaum irrtümlicherweise, dass auch „Der tolle Platz“ darunter war. Das Werk gehört heute der Berlinischen Galerie.

An den Platz grenzen drei in braunen und schwarzen Tönen gehaltene Bauwerke. Das mächtige Kolosseum wirkt klein neben dem beinahe schwarzen kastenartigem Gebäude. Vor diesem klammert sich ein Paar erschreckt aneinander. Die männliche Gestalt mit ihrem auffällig hellen Kopf hat den Mund klagend (?) aufgerissen. Über die Schulter der Frau fällt ihr Blick auf die zerstörten Bilder.

In der zukünftigen Dauerausstellung, deren Konzeption derzeit beginnt, soll „Zerstörung 2“ einen besonderen Platz einnehmen. Es wird von zwei weiteren Gemälden Felix Nussbaums -  „Kauernder Gefangener“ (1940) und „Dreierporträt“ (1944) - begleitet. „Kauernder Gefangener“ zeugt von Felix Nussbaums Gefangenschaft im Internierungslager St. Cyprien 1940,  von der Verzweiflung der Gefangenen und den katastrophalen hygienischen Zuständen. Das „Dreierporträt“ ist eines der letzten Ölgemälde, die Felix Nussbaum malte. Am 31. Juli 1944 – nur wenige Wochen bevor die Alliierten Brüssel befreiten -  wurden er und seine Frau mit dem letzten Transport aus Belgien nach Auschwitz deportiert. Das Gemälde zeigt das Ehepaar gemeinsam mit einem Kind. Auf dem Tisch liegt der gelbe Stern, den Jüdinnen und Juden ab 1942 auch im besetzten Belgien tragen mussten.

Alle drei Bilder, gemeinsam präsentiert, spiegeln ein Einzelschicksal. Dies ist ein entscheidendes Element in der didaktischen Gestaltung einer Ausstellung. Den unpersönlichen Objekten der NS-Propaganda, den Zahlen der Todesopfer,  steht mit diesen drei Gemälden die Erinnerung an einen Menschen mit Namen und Gesicht gegenüber.

Herzlichen Dank!

Der Ankauf des Gemäldes „Zerstörung 2” von Felix Nussbaum wurde durch die großzügigen Spenden unserer Mitglieder und vieler anderer Personen ermöglicht.

Wir danken herzlichen

Magdalena Allgayer
Barbara Barsch
Th. Bartsch
Rolf Beckers
Hans-Erich Bilges
Bernd Bohse
Erika Bulthuis
Michel Burgmann
Detlef Diederichs
Dr. Horst Dietz
Christian Dreyer
Heinz Dürr
Johann Eickhoff-Koberg
Prof. Dr. Manfred Erhardt
Prof. Dr. Klaus Finkelnburg
Ingeborg Gornetzki
Claus Grosse
B. Groth
Sonja Grunwald
Peter Heesen
Dirk Heiland
Thomas Heilmann MdB
Robert Heinrich
Heike Herzog
Winfried Heyn
Maybrit Illner
Ralph Jakisch
Niels Jonas
Gisela Kaempffe-Sikora, Botschafterin a.D.
Petra und Peter Kern
Johannes B. Kerner
Matthias Kleinert
Dipl.-Math. Michael E. Klews
S.-T. Klinke
Susanne Klute
Hans Kolb
Christiane Krüger
Heidrun Kühn
Michael Laqngenhan, Amrum
Eckehart Lockau
Hanns Dieter Lohnes Justizrat
Dr. Siegfried Luther
Dr. Christian Matiebel
Franz-Josef Mester
Dr. Peter Moch
Klaudia Mogwitz
Vera Morgenstern
Prof. Dr. Gerd Mrozynski
Dipl. Ing. Michael Munte
Johannes Neukirchen
Christiane Paetsch-Friese
Axel Pohlmann
Gisela Ratzeburg
Andrea Räuchle
Marc Rebein
Dr. M. Recker
Hannelore Reiner
Hannelore Reinhold
Dr. Sylvia Rogge-Gau
Jürgen Schaffer
Dr. med. A. Th. Scheffler
Jörgen Schmidt-Olufsen
Manfred Schneider
Dr. Michael Schlößer
Dr. Ingeborg Schnelling-Reinicke
Hennig Schröder
Dr. Sabine Sellschopp
Renate Singvogel
Renate Sperling
Prof. Dr. Dieter Stolte
Arnold Stranz
Barbara Struwe
Dieter Vagt
Prof. Peter Voß
Silke Weber
Theda von Wedel-Schunk
Michael Weichel
Gert Wiese
Wolfgang Winkler
R. Wolf
Gerhard Wrede
Dr. Michael Wuchner
Peter Würtemberger
Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte


und vielen weiteren Spenderinnen und Spendern sowie unseren Sponsorinnen und Sponsoren.