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Seit über vier Jahrzehnten sind die außergewöhnlichen, so hintergründigen wie witzigen Filme von Vivian Ostrovsky auf internationalen Festivals präsent. Die Filmemacherin fördert junge Regisseur*innen. Kurator*innen schätzen ihre filmhistorische Expertise. Die Retrospektive But Elsewhere Is Always Better stellt erstmals Ostrovskys einflussreiche Arbeit in ihrer ganzen Breite vor – sowohl als Filmemacherin wie auch als leidenschaftliche Filmvermittlerin, als „passeuse de films“.

Vivian Ostrovsky, am 17. November 1945 in New York geboren, wächst als Kind des jüdischen Ehepaares George und Anya Ostrovsky, die vor der nationalsozialistischen Bedrohung von Prag nach Brasilien geflohen waren, in Rio de Janeiro auf. Nach dem Militärputsch im März 1964 verlässt Ostrovsky Brasilien. Sie lebt fortan in Paris, wo sie Psychologie und Film studiert.

Kino zu machen, beginnt Vivian Ostrovsky als Feministin. Seit Mitte der 1970er Jahre zeigt sie nicht nur Filme von Frauen, sondern kämpft auch gegen die Hindernisse, die sich Filmemacherinnen bei der Produktion und Distribution ihrer Werke in den Weg stellen. Zusammen mit Esta Marshall organisiert Ostrovsky das Festival Women by Women, auf dem unter anderem Arbeiten unbekannter US-amerikanischer Regisseurinnen gezeigt werden. 1975 folgt das Festival Femmes/Films, unter anderem mit Filmen von Chantal Akerman, Jacqueline Audry und Agnès Varda. Claudia von Alemann, María Luisa Bemberg, May Zetterling, Márta Mészáros und andere Regisseurinnen nehmen am Festival und Symposium La Femme dans le cinéma teil, in dessen Anschluss Ostrovsky beschließt, einen eigenen Verleih zu gründen, um Filme von Frauen aus möglichst vielen Ländern der Welt ins Kino bringen zu können.

In einer Zeit kostspieliger internationaler Telefonate und ohne E-Mails und Internet gelingt es der Kino-Pionierin, Filmemacherinnen und filminteressierte Frauen zusammenzubringen und zu vernetzen. Mit Kopien reist Ostrovsky von Festival zu Festival und Stadt zu Stadt – auch nach Berlin. Ihre Filmprogramme bringen verschiedene Gattungen und Stile zusammen: Underground und Avantgarde, Spiel- und Dokumentarfilm, stets mit einem Augenmerk auf die Lage der Frauen weltweit. Bei der Ausgestaltung von Veranstaltungen wie dem New York Film Forum und von Institutionen wie dem Jerusalem Film Center ist sie maßgeblich beteiligt.

Vivian Ostrovsky hat im Laufe ihrer Arbeit zahlreiche Freundschaften geschlossen und Erfahrungen gesammelt, die schließlich in eine eigene avantgardistische Filmarbeit mündeten. Seit Anfang der 1980er Jahre dreht sie mit einer Super8-Kamera Filme, mit denen sie weltweit auf Festivals und in Kinoprogrammen vertreten ist. Es sind Filme der besonderen Art, mit ihnen lassen sich Ortsgrenzen und Zeitläufe überwinden. (Stephan Ahrens, Petra Palmer, Sissi Tax)

Die Filmreihe But Elsewhere Is Always Better findet an zwei Orten in Berlin statt. In der Akademie der Künste am Hanseatenweg sind am 29. und 30. November alle Filme von Vivian Ostrovsky in kuratierten Programmen zu sehen. Das Zeughauskino präsentiert über drei Wochen lang eine von Ostrovsky zusammengestellte Filmreihe. Der Titel der Werkschau ist dabei ihrem kurzen Film But Elsewhere Is Always Better entliehen, in dem sie auf ihre Freundschaft mit der belgischen Filmemacherin Chantal Akerman zurückblickt, ihre Lebensläufe neu verknüpft, dabei Orte und Zeiten überblendet und ein neues Bild vom Lebenszusammenhang Akermans entwirft. Organisiert wird But Elsewhere Is Always Better. Werkschau Vivian Ostrovsky von Stephan Ahrens, Petra Palmer und Sissi Tax. Die Realisierung des Projektes wurde aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds ermöglicht.