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In den 1930er Jahren wurde die Niederlande zu einem wichtigen Exilland für aus Deutschland vertriebene jüdische Filmschaffende. Die Emigranten, die über Erfahrung im deutschen und österreichischen Filmgeschäft verfügten, prägten die krisengeschüttelte niederländische Filmproduktion in dieser Zeit wesentlich und verhalfen ihr zu einer kurzen Blütezeit. Nur ein einziger der 37 Spielfilme, die zwischen 1934 und 1940 in den Niederlanden entstanden, wurde ohne deutsche Beteiligung gedreht. Zu den deutschen Mitarbeitern zählten Emigranten, die Deutschland nach 1933 verlassen hatten, aber auch Fachleute, die weiterhin dort tätig waren und nur für eine bestimmte Produktion engagiert wurden. Für Bleeke Bet verpflichtete man Richard Oswald, der 1933 nach Österreich geflohen war und 1934 nach Duivendrecht gelangte, ein kleines Dorf in der Nähe von Amsterdam. Dort waren 1933 die Cinetone Studios errichtet worden, das Zentrum der niederländischen Filmindustrie.

Vor allem Regisseure gaben oft nur ein einmaliges Gastspiel in den Niederlanden. Sie wurden für einen Film engagiert, kamen aus dem Ausland und kehrten wieder dorthin zurück, sobald der Film fertiggestellt war. So reiste Max Ophüls aus seinem französischen Exil an, um in Duivendrecht Komedie om geld zu inszenieren. Er hielt sich nur kurz in den Niederlanden auf und war nicht unbedingt glücklich über die Verhältnisse, die er hier vorfand: ein zu geringes Budget, Ineffizienz und niedriges Niveau. Zudem war seine Aufenthaltserlaubnis zeitlich begrenzt und er musste nach der Arbeit das Land schnell wieder verlassen. 1939 inszenierte Detlef Sierck Boefje im zweiten Tonfilmstudio der Niederlande, der Filmstad Wassenaar, die 1935 vom Filmproduzenten Loet C. Barnstijn gegründet worden war. Sierck war schon auf dem Weg in die Vereinigten Staaten, als man noch am Feinschnitt seines Filmes arbeitete. Das Endergebnis hat er niemals gesehen.

Die Filmreihe Filmexil in den Niederlanden versammelt eine Auswahl des Programms Kino, Krieg und Tulpen. Deutsch-niederländische Filmbeziehungen, das vom EYE Filmmuseum Amsterdam kuratiert und auf dem Internationalen Festival des deutschen Film-Erbes cinefest in Hamburg, eine gemeinsame Veranstaltung des CineGraph Hamburg und des Bundesarchivs, im November 2020 und Mai 2021 in ausgewählter Form online präsentiert wurde. Wir danken herzlich Rommy Albers und Annette Schulz.

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