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Filmtechnische Neuerungen haben den Verlauf der Kinogeschichte – die Geschwindigkeit, Reichweite und Aktualität des Mediums – seit Beginn entscheidend geprägt. Mit medialen Innovationen wurden nicht nur andere Formen der Zuschaueradressierung und neuartige Ästhetiken möglich, sie veränderten auch entscheidend die Voraussetzungen für Filmproduktion, -distribution und -präsentation. In diesem Sinne eignet Medienentwicklungen im Kinokontext immer auch eine unmittelbare kommunikationspolitische Dimension; sie können bestehende Herrschaftsverhältnisse festigen, aber auch neuen Akteuren Handlungsräume für Öffentlichkeit bieten, die zuvor nicht existierten. Nachvollziehen lässt sich dieses Phänomen insbesondere an der Dokumentarfilmhistorie, in der kameratechnologische Entwicklungen zur Pluralisierung der Sprechorte und zu verbesserten Bedingungen für kritische Gegenrepräsentationen geführt haben. In Beschlag genommen hinsichtlich der Formierung politischer Öffentlichkeit wurden neue technische Möglichkeiten aber auch im Spielfilm und unter denkbar anderen Intentionen.

Ursprünglich als Begleitprogramm zu der Ausstellung Von Luther zu Twitter im Deutschen Historischen Museum geplant und mit Fokus auf der deutschen Kino- und Fernsehgeschichte, wirft die Retrospektive Film und politische Öffentlichkeit Schlaglichter auf verschiedene filmtechnische Innovationen, die besonders schwerwiegend waren.

In sieben Kinoprogrammen und einem Online-Screening präsentieren wir Arbeiten, die zu ihrem Entstehungszeitpunkt neuartige mediale Möglichkeiten auf eindrückliche Weise ausschöpfen. Die ausgewählten Filme unterscheiden sich in ihrem Gestus – von affirmativ bis subversiv –, vermitteln aber gerade in der Zusammenschau einen interessanten Eindruck davon, auf welche diversen Weisen im Laufe der Mediengeschichte neue technische Mittel von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen angeeignet wurden. (Christian Lenz)

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