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Früher kannte sie jeder: Mabel Normand und Marion Davies, Gloria Swanson und Clara Bow, Colleen Moore und die Talmadge-Schwestern. In der Stummfilmzeit gehörten sie zu den beliebtesten Schauspielerinnen und waren für ihr komödiantisches Talent berühmt. An Witz, Schlagfertigkeit und Körperkomik nahmen sie es locker mit ihren männlichen Kollegen Charlie Chaplin, Buster Keaton, Stan Laurel & Oliver Hardy auf. Ihre Komödien drehen sich um romantische Verwicklungen, aber auch um finanzielle Unabhängigkeit, Freude am Konsum und an der eigenen Körperlichkeit. Sie präsentieren neue Rollenbilder und begehren auf gegen Konventionen, Patriarchen und antiquierte Lebensverhältnisse. Die Filme parodieren und persiflieren, ihre weiblichen Figuren sind rebellisch, eigensinnig und lebensfroh. Immer wieder halten die Filme auch dem Unterhaltungsbetrieb und Starkult einen Spiegel vor. Mabel Normand, Gloria Swanson und Marion Davies tun dies unvergesslich überdreht in The Extra Girl (1923), Stage Struck (1925) und Show People (1928). Drei Höhepunkte der komischen Kunst!

In den 1920er-Jahren waren die amerikanischen Schauspielerinnen bejubelte Stars, ihre Filme gingen von Amerika aus um die Welt. Auch in Berlin waren sie zu sehen und dienten jungen Frauen - etwa in der Gestalt des quicklebendigen Flappers - als Vorbilder in Fragen zeitgenössischer Mode, der Selbstermächtigung und sexuellen Ausstrahlung. Dass auch ein transatlantischer Austausch stattfand, zeigt zum Beispiel die deutsche Komödie Die Kleine vom Varieté (1926) mit Ossi Oswalda. Während Chaplin, Keaton & Co auch heute noch berühmt sind, werden die Filme der Schauspielerinnen gerade erst wiederentdeckt, wobei eine Vielfalt weiblicher Schauspielkunst zum Vorschein kommt, die die Grenzen von Geschlechterbildern sprengt und die Entwicklung der Filmkomödie in einem neuen Licht erscheinen lässt. Wer den Stummfilm und das Lachen liebt, den erwarten nun die wunderbar komischen, anarchischen Filme des Jazz Age.

Die Reihe Flapper, It-Girls, Funny Ladies wird von Philipp Stiasny und Frederik Lang kuratiert und vom Hauptstadtkulturfonds gefördert. Für ihre Hinweise und Anregungen danken wir Maggie Hennefeld, Kristen Anderson Wagner, Steve Massa und Oliver Hanley.

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