Deutsch
Die Kornspeicher Kohn und Lichtner wurden als Getto für die Dorfbewohner bestimmt. Die Sonne schien warm, der Sommer naht ja, bald wird es Pfingsten. Die Pfingsttage vergingen unter den gegebenen Umständen gut. Wir hatten noch Lust, Spaziergänge zu machen und zu lachen. Am ersten Tag war ich gerade bei meiner Freundin, als wir die Zugpfeife gehört haben. Wir gingen raus, um zu sehen, wer entlassen wurde – ich habe vorhin vergessen zu erwähnen, dass alle Männer vor Pfingsten einberufen worden sind. Auch der Vater von Kitty wurde eingezogen. Zu meiner größten Überraschung erblickte ich Heszki, der erneut Ausgang hatte. Die Freude hielt jedoch nicht lang, sondern nur, bis wir gehört haben, dass er kam, um sich zu verabschieden, weil er ins Schlachtfeld musste. Aber wie der Jude sagt, lasst uns froh sein, solange er noch hier ist. Am nächsten Morgen reiste er wieder ab. Jitti und Beri gingen am Folgetag arbeiten, Rüvi nicht, weil er doch an Schawuot nicht arbeiten wolle. Auch das Schawuot verging. Es ist Dienstag, der 30. Mai. Früh am Morgen. Sie gingen, wie immer, zum Arbeiten. Es war vielleicht 10 Uhr. Dóri kam nach Hause und sagte mit ihrer gewohnten Geste: Mama, ich habe gehört, dass wir wieder in den Gutshof gehen. Ich erfror. Meine Mutter antwortete, dass das nicht wahr sei, weil man einer schlechten Nachricht weniger Glauben schenkte, als einer guten. Der Postbote kommt und bringt Briefe von den Jungen und ein Paket von Heszki. Das Paket muss ich in der Post abholen. Ich ging an Kittys Fenster vorbei. Sie war gerade am Putzen. Als ich hineinrufe, kommt sie zu mir und erzählt: Séndi, wir gehen, ich weiß noch nicht, wohin. Ich gehe nach Hause. Ich brauchte nichts zu erzählen, weil sie bereits alles wussten. An dem Tag wuschen wir. In der Nachbarwohnung ging es dem Herrn Schön sehr schlecht. Meine Mutter ließ alles liegen und versuchte etwas zu backen. Zu Mittag aßen wir Bohnensuppe (...), Bohneneintopf und Rührei.
English
The granary Kohn and Lichtner was chosen as the ghetto for the villagers. The sun shone warmly, since summer was approaching, soon it would be Pentecost. Given the circumstances, the Pentecost days went by fine. We still felt like going for walks and laughing. On the first day, I was just visiting a friend when we heard the whistle of the train. We went outside to see who was released. I forgot to mention earlier that all men had been conscripted before Pentecost. The father of Kitty was also conscripted. To my greatest surprise, I saw Heszki, who was on leave again. The joy didn’t last long, however, but only until we heard that he came to say goodbye, because he had to go to the battlefield. But, as the Jew says, let us be happy for as long as he’s still here. The next morning, he departed again. Jitti and Beri went to work the following day. Rüvi didn’t, because he didn’t want to work on Shavuot. It was Tuesday, May 30. Early in the morning. They went, as always, to work. It was maybe 10 o’clock. Dóra came home and said with her usual gesture: Mum, I have heard that we’re going back to the estate. I froze. My mother replied that that’s not true, because one believes less in bad news than in good ones. The postman comes and brings letters by the boys and a parcel by Heszki. I have to pick up the parcel from the post office. I went past Kitty’s window. She is just cleaning. When I call through the window, she comes to me and tells me: Séndi, we’re leaving, I don’t yet know where. I go home. I don’t need to explain anything, since they already know everything. On that day, we do the washing. In the neighbouring apartment, Mister Schön is feeling very bad. My mother leaves everything and tries to bake something. For lunch, we eat bean soup (…), bean stew and scrambled eggs.