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Den politischen Zeitläufen folgend, galt das Œuvre von Helmut Käutner lange als ein zweigeteiltes. Geschätzt wurden viele der im Nationalsozialismus entstandenen, dort scheinbar einschmuggelten Filme; kritisiert fast ausnahmslos die Arbeiten der Adenauer-Ära. Hier die Hoffnungen, die Filme wie Romanze in Moll (1943) und Große Freiheit Nr. 7 (1944) weckten, dort die Enttäuschungen der Nachkriegszeit. Käutner, das uneingelöste Versprechen.

„Zuerst war ich immer das enfant terrible und plötzlich der Papa von Opas Kino. In der Mitte war ich nie“, beschrieb Käutner rückblickend seinen Werdegang. Selbst dort, wo sich seine Filme der Nachgeschichte des Faschismus und den Verwerfungen der Gegenwart zuwenden, wo komplexe, kritische Zeitbilder entstanden sind, selbst mit diesen Arbeiten wurde Käutner kein Platz in der Mitte des bundesrepublikanischen Kinos zuteil. Heute gelten seine Studien über das geteilte Deutschland (Himmel ohne Sterne) und die Abgründe im Wirtschaftswunderland (Der Rest ist Schweigen, Schwarzer Kies) als zentrale Wegmarken eines anderen Films in der Adenauer-Ära. Damals konnte die deutsche Filmkritik nur Verklärung und  Anmaßung diagnostizieren, und als einige Jahre später die Oberhausener Gruppe zu neuen Ufern aufbrach, war Opas Kino schlichtweg für tot erklärt und Käutner als väterlicher Freund auf dieser Reise unerwünscht.

Käutners Karriere ist die eines vielseitig Talentierten. Seine ersten künstlerischen Erfahrungen sammelte er im Studentenkabarett. Käutner arbeitete als Schauspieler, verfasste Theaterstücke, Drehbücher und Hörspiele, inszenierte neben dem Film auch für das Theater und Fernsehen. Mit Harald Braun und Wolfgang Staudte, dessen Film Kirmes er produzierte, gründete er 1957 die Freie Film Produktion – ein Unternehmen, das ebenso scheiterte wie der Versuch, in Hollywood Fuß zu fassen. Mitte der 1950er Jahre gelangen Käutner, der auf internationalem Parkett zu dieser Zeit das Gesicht des bundesrepublikanischen Films war,  gewaltige kommerzielle Erfolge. Die sich anschließenden Misserfolge brachten ihn allerdings in eine prekäre Lage. Nach seiner letzten avancierten Kinoarbeit, der Adaption von Alfred Anderschs Roman Die Rote (1962), wandte sich Käutner verstärkt dem Theater und Fernsehen zu.

Das Filmschaffen Helmut Käutners in möglichst vielen Facetten vorzustellen, ist das Anliegen dieser Retrospektive. Sie trägt Käutners Eigenart Rechnung, stets unterwegs gewesen zu sein. Statt einer unverwechselbaren Handschrift, eines einheitlichen Stils reizten den Cinéasten die ästhetischen Herausforderungen, zu denen neue Stoffe und Erzählungen auf unterschiedliche Weise einluden. Käutners an Querläufern reiches Œuvre darf deshalb zu den vielseitigsten und interessantesten der deutschen Filmgeschichte zählen.

Trotz intensiver Recherchen ist es derzeit nicht möglich, Käutners Fernseharbeiten über die beiden verfügbaren Titel hinaus vorzustellen. Wir bemühen uns, dies nachzuholen, wie auch um eine Vorführung zumindest einer der beiden Universal-Produktionen.

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