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Man könnte Sohrab Shahid Saless einen Weltbürger des Kinos nennen: Der 1944 geborene Iraner studierte in den 1960er Jahren in Wien und Paris, drehte anschließend in seiner Heimat eine Reihe von Kurz- und zwei auf internationalen Festivals gefeierte Langfilme, wanderte 1975 nach Westdeutschland aus, wo 13 weitere Regiearbeiten entstanden, und verbrachte schließlich seine letzten Lebensjahre in den USA. Die Erfolgsgeschichte eines Jet-Set-Regisseurs ist das allerdings nicht. Im Gegenteil. Tatsächlich war jede einzelne Station im Leben des Filmemachers verbunden mit – teilweise existenzbedrohenden – Kämpfen: Schon während seines ersten Europaaufenthalts musste er sich mit zermürbenden Gelegenheitsjobs über Wasser halten, im Iran geriet er schnell in Konflikt mit der Zensur, die deutschen Filme entstanden im Zuge ständiger, oft polemisch ausgetragener Auseinandersetzungen mit Filmförderung und Fernsehredakteuren; und die Zeit in den USA war, soweit man sie überhaupt rekonstruieren kann, geprägt von schweren Krankheiten, Armut und einem selbstzerstörerischen Lebensstil.

Was bleibt, sind die Filme, ist ein Werk, das im deutschen Filmschaffen seiner Zeit und bis heute einzigartig ist. Hypnotisch bis klaustrophobische Momentaufnahmen meist von den Rändern, gelegentlich auch aus der für sich selbst unsichtbaren Mitte der Gesellschaft; gegossen in unnachahmliche, minimalistische Zeitbilder, die einem den Atem abschnüren. Filme, die terrorisieren, die aber auch etwas freisetzen: „Saless hat immer nur hingeschaut, und zwar so lange, bis sein Blick aktiv wurde, bis er eine Aktion hatte.” (Willi Winkler). Die in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum München organisierte Retrospektive, die wir begleitend zur Ausstellung Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland zeigen, bietet einen umfassenden Einblick in Saless‘ Œuvre.

Geflüchtete haben bei allen Vorführungen der Filmreihe freien Eintritt.

Wir danken Werkstattfilm Oldenburg und dem Archiv Saless, namentlich Farschid Ali Zahedi, für die wertvolle Unterstützung bei der Vorbereitung der Retrospektive.

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