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Blick in die Epoche

Schau dir die Panorama-Aufnahmen des Kirchenraums an. Darin findest du nicht nur unsere Sammlungsobjekte zum Thema Kirche im Mittelalter, sondern auch Texte, Audios und Videos mit Erklärungen. Finde heraus, welche Bedeutung die Religion für Menschen im Mittelalter hatte und welche Rolle der Glaube in ihrem Alltag spielte.

Im Zentrum der religiösen Verehrung steht im Christentum Jesus von Nazareth, der um 30 n. Chr. am Kreuz hingerichtet wurde. In zahlreichen Bildern wird dieser Tod dargestellt. Dabei werden mit Jesus auch immer die Gegenstände gezeigt, durch die er getötet wurde. Sie heißen Marterwerkzeuge oder Arma Christi. Kannst du alle auf dem folgenden Bild erkennen?

Kirchliche Regeln

Von geweihten Priestern wurde eine strenge Disziplin erwartet. Es galt die Vorstellung, dass der Segen, der von sittsamen Priestern gespendet wurde, besser wirkte als der von sittenlosen. Um dies sicherzustellen, wurden im Jahr 1215 Regeln aufgestellt, wie sich Geistliche und Nichtgeistliche (Laien) zu verhalten hatten. Auch Regeln für den Umgang mit Nichtchristen wurden aufgestellt.

„Alle Kleriker sollen Abstand vom Alkohol nehmen. … Auch soll niemand zum Trinken aufgefordert werden, da Betrunkenheit den Verstand benebelt und zur Lust animiert. Wir bestimmen deshalb, dass der Missbrauch komplett verboten wird …. Wir verbieten zudem allen Klerikern das Jagen, weshalb sie auch keine Hunde und Falken besitzen dürfen.“

Kanon 15 des Vierten Laterankonzils von 1215

„Alle Gläubigen beiden Geschlechtes müssen, nachdem sie das Alter des Ermessens (ca. 14 Jahre) erreicht haben, ihre Sünden mindestens ein Mal im Jahr ihrem Priester beichten und die nötigen Bußhandlungen vollziehen, mindestens an Ostern müssen sie das Sakrament des Abendmahls erhalten.“

Kanon 21 des Vierten Laterankonzils von 1215

Abgrenzung und Ausgrenzung

„In manchen Regionen unterscheiden sich die Juden, Muslime und Christen in ihrer Kleidung, doch in anderen Gebieten ist solch eine Verwirrung entstanden, dass sie sich nicht mehr unterscheiden lassen. Durch dies passiert der Fehler, dass Christen Beziehungen mit jüdischen oder muslimischen Frauen führen oder Juden und Muslime mit christlichen Frauen. Deshalb … bestimmen wir, dass sowohl Juden wie Muslime beiden Geschlechts in christlichen Gegenden zu allen Zeiten sich durch ihre Kleidung von den Christen unterscheiden […].“

„Da es absurd ist, dass Gotteslästerer der Christen Autorität gegenüber Christen ausüben, erneuern wir, […] dass es Juden verboten sei, öffentliche Ämter auszuüben ….“

Kanon 68 und 69 des Vierten Laterankonzils von 1215

Das christliche Jahr

Aber nicht nur durch religiöse Vorschriften wirkte das Christentum, auch kalendarisch hatte der Glaube Einfluss auf das Leben der Menschen. Religiöse Feiertage boten ihnen Erholung von der harten Arbeit und bildeten feste Termine, nach denen gezählt wurde.

Einzelne Tagesnamen (z.B. Silvester) haben sich bis heute erhalten. Auch der Jahresbeginn war durch die Kirche vorgegeben. Während zurzeit der Römer das Jahr am 1. März begann, war der Jahresbeginn des christlichen Kalenders zunächst umstritten. So begann das Jahr vielerorts an Weihnachten mit der Geburt Christi. Aber es gab auch den Osterstil, bei dem das Jahr an Ostern anfing. Unser heutiger Jahresanfang am 1. Januar geht ebenfalls auf das Christentum zurück, da an diesem Tag die Beschneidung Christi stattgefunden haben soll. Deshalb wird dieser Stil auch Circumcisionsstil genannt.

Lebenshilfe und Beistand

Bis heute werden besonders in der katholischen und orthodoxen Kirchen Märtyrer und herausragende Persönlichkeiten als Heilige verehrt. Um heiliggesprochen zu werden, mussten sich die Personen bereits zu Lebzeiten durch ein besonders frommes Leben ausgezeichnet und Wunder gewirkt haben.

Im Volksglauben konnten Heilige Gebete direkt an Gott weiterleiten und so ihre Erhörung beschleunigen. Heilige konnten gegen Krankheiten und Unglück angerufen werden.

Gott gewidmete Leben

Seit dem 6. Jahrhundert zogen sich Menschen aus religiösen Gründen aus der Welt zurück. In Klöstern, die möglichst weit vom weltlichen Leben entfernt sein sollten, organisierten sie geistliche Lebensgemeinschaften. Durch Regeln war dieses Leben streng strukturiert. Mönche und Nonnen hatten in Armut, Keuschheit und im Gehorsam gegenüber dem Abt oder der Äbtissin zu leben.

Im 13. Jahrhundert gründete sich der Franziskanerorden. Ausgehend von den Ideen ihres Ordensgründers Franz von Assisi predigten die Mönche die vollkommene Armut. Dies bedeutete, allen Besitz aufzugeben und nur von dem zu leben, was andere Menschen ihnen durch Spenden zukommen ließen. Aus diesem Grund wird der Franziskanerorden auch Bettelorden genannt. Anders als Mönche anderer Orden lebten die Franziskaner zudem nicht in Klöstern, fernab der Städte und Menschen, sondern sie gingen aktiv in die Städte hinein, um dort vor den Menschen zu predigen.

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Mit seinen Ideen von der absoluten Armut und seiner Tätigkeit als Prediger kamen Franziskus und seine Anhänger nah an die Ideen der Katharer und Waldenser heran, die von der Kirche als häretisch, also als falsch und unchristlich, verurteilt worden waren.

Um nicht ebenfalls als Häretiker verfolgt zu werden, war es Franziskus wichtig, möglichst früh die Akzeptanz des Papstes zu gewinnen. 1223 bestätigte Papst Honorius III. die Ordensregel des Franziskus. Damit war ihm die religiöse Anerkennung seiner Lehren gelungen. Im anderen Fall hätte dies Ausgrenzung und systematische Verfolgung bedeutet.

Der "wahre" Glaube

Die „richtige“ Ausübung der christlichen Religion wurde seit der Mitte des 13. Jahrhunderts durch die Inquisition sichergestellt. Vom Papst direkt beauftragte Inquisitoren reisten an Orte, wo häretische Äußerungen getätigt worden waren. Dort befragten sie die Bevölkerung nach möglichen Irrlehren. Das Wort Inquisition leitet sich von lateinisch inquirere ab und bedeutet „nachfragen/untersuchen“.

Dass allein der Papst über den falschen und den richtigen Glauben entscheiden durfte, rechtfertigte er durch sein Amt als Vicarius Christi, also als Stellvertreter Christi auf Erden. Das bedeutet: Christus handelt durch den Papst.

Die römische Kirche ließ keine Abweichungen von der anerkannten Lehre zu. Sie sah es als ihre Aufgabe an, die Seelen der Menschen beim Jüngsten Gericht vor der Hölle zu schützen. Denn nur Menschen, die nach der richtigen Lehre ihr Leben geführt hatten, konnten nach dem Tod auch in den Himmel aufgenommen werden.

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