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Der kleine Anstecker aus Stoff mit einem Rand aus Kreuzstichen ist mit einer Zahl bestickt: die Häftlingsnummer der polnischen Jüdin Nelly Kalecka, die ihr im Konzentrationslager Ravensbrück zugewiesen wurde. Diesen Anstecker erhielt Nelly 1945, an ihrem 16. Geburtstag, im Außenlager Retzow-Rechlin. Eine befreundete Mitgefangene gestaltete aus der Häftlingsnummer – heute eines der stärksten Symbole für die Entmenschlichung in den nationalsozialistischen Lagern – ein persönliches Geschenk für sie.

Das deutsch besetzte Europa war von einem komplexen Lagersystem durchzogen. Dieses umfasste neben Konzentrations- und Vernichtungslagern auch Zwangsarbeiter- und Polizeihaftlager. Lager dienten der Repression und Ausbeutung unerwünschter Gruppen – oft bis hin zu deren Tod. In Vernichtungslagern wie denen der „Aktion Reinhardt“ wurden vor allem Juden kurz nach ihrer Ankunft in industriellem Maßstab ermordet. Im Lagerkomplex Auschwitz, dem Zentrum des Massenmords an Juden sowie Sinti und Roma, fanden auch Zwangsarbeit sowie verbrecherische Menschenversuche statt.