Shoah
Aus Deportationszug geworfene Karte, Płońsk, Polen
© Archiv des Jüdischen Historischen Instituts, Warschau, Signatur: ARG II 358
Am Morgen des 16. Dezember 1942 verließ der letzte Deportationszug die Kleinstadt Płońsk nordwestlich von Warschau. Auf dem Bahnsteig blieb eine Postkarte zurück, mit der Angehörige im Warschauer Ghetto informiert werden sollten: „Płońsk 16.XII.42. Es ist Morgen. Ich bin mit der ganzen Familie in einem Waggon. Wir fahren mit dem letzten Zug ab. Płońsk ist geräumt. Bitte gehen Sie zu den Bams [oder Bamas] in der Niska 6 und grüßen Sie sie von uns.“ Ziel des Transports war das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Von den dort ermordeten 1,1 Millionen Juden kamen 12.000 aus dem Ghetto Płońsk.
Spätestens seit dem Sommer 1941 planten die deutsche Regierung und ihre Dienststellen im besetzten Europa den systematischen Völkermord. Im Zuge des Überfalls auf die Sowjetunion führten mobile Tötungseinheiten Massenerschießungen durch. Ab Herbst 1941 wurden in Lagern im östlichen Europa – auch in Auschwitz-Birkenau – Gaskammern eingebaut. Für die „Aktion Reinhardt“ entstanden Tötungszentren in Bełżec, Treblinka und Sobibór. Ab 1942 erfolgten europaweit Deportationen in die Vernichtungslager im besetzten Polen, wo die Menschen innerhalb weniger Stunden ermordet wurden. Die sich seit 1943 abzeichnende Niederlage Deutschlands führte zu einer weiteren Radikalisierung, der bis 1945 etwa 6 Millionen Jüdinnen und Juden zum Opfer fielen.