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Sehr geehrte Damen und Herren,

noch sind die Ausstellungen „documenta. Politik und Kunst“ (bis 9.1.22) und „Die Liste der ,Gottbegnadeten`. Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik“ (bis 5.12.21) im Deutschen Historischen Museum zu sehen, doch gern möchten wir den Blick schon auf unser Programm im kommenden Jahr richten.

Ab Februar bzw. April 2022 widmet sich das DHM mit den beiden Ausstellungen „Karl Marx und der Kapitalismus“ (10.2.-21.8.22) und „Richard Wagner und das deutsche Gefühl“ (8.4.-11.9.22) zwei weltweit wirkmächtigen Zeitgenossen aus dem 19. Jahrhundert.
Ende April eröffnet die Fotoausstellung „Herlinde Koelbl. Angela Merkel Porträts 1991 – 2021“ (29.4.-4.9.2022): Die international einzigartige Porträtserie zeichnet Merkels Aufstieg von der jungen Politikerin zur Kanzlerin und zum „global leader“ nach und protokolliert dabei nicht zuletzt eine ungewöhnliche Begegnung.

Ab Juli 2022 thematisiert die Ausstellung „Staatsbürgerschaften. Kämpfe um politische Zugehörigkeit in Deutschland, Frankreich und Polen seit dem 19. Jahrhundert” (Arbeitstitel, 1.7.22 – 15.1.23) den Bedeutungswandel und die Mobilisierungskraft von Staatsbürgerschaft bis in Gegenwart. Für die Übergangszeit bis zur Eröffnung der neuen Ständigen Ausstellung wird ab November 2022 bis voraussichtlich Mitte 2025 auf ca. 1.000 m² die Ausstellung „Roads not Taken. Eine andere deutsche Geschichte“ (ab dem 25.11.22) zu sehen sein.

DHM-Ausstellungsvorschau 2022
Stand: 18. Oktober 2021, Ergänzungen und Änderungen vorbehalten

 
10. Februar bis 21. August 2022
Karl Marx und der Kapitalismus

 
Die Industrialisierung löste im 19. Jahrhundert enorme ökonomische, soziale und kulturelle Umbrüche aus. Zu den bedeutendsten Kritikern der Verwerfungen der „Moderne“ und des Kapitalismus gehörte Karl Marx. Als Philosoph, Journalist, Ökonom und politischer Aktivist hatte er das Ziel, die neuen Verhältnisse versteh- und veränderbar zu machen. Wie Richard Wagner, dem das Deutsche Historische Museum parallel eine Ausstellung widmet, avancierte Marx zu einer der einflussreichsten deutschen Personen des 19. Jahrhunderts – mit einem umstrittenen Werk, das bis heute weltweit rezipiert wird. Die Ausstellung „Karl Marx und der Kapitalismus“ präsentiert und problematisiert dieses Werk und Wirken von Marx als Auseinandersetzung mit dem sich dynamisch verändernden Kapitalismus und den Kontroversen des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Religions- und Gesellschaftskritik, Judenemanzipation und Antisemitismus, Revolutionen, neue Technologien, Natur und Ökologie, Ökonomie sowie Kämpfe und Bewegungen in Europa – Themen, die auch heute nichts von ihrer Brisanz verloren haben. Marx’ Historisierung verbindet die Ausstellung dadurch auch mit Fragen nach seiner Aktualität. Gleichzeitig wirft sie einen kritischen Blick auf die Rezeption seiner Theorien im 20. und 21. Jahrhundert.
 
Die Ausstellung wird von Sabine Kritter nach einem Projektentwurf von Jonathan Sperber kuratiert.
 
8. April bis 11. September 2022
Richard Wagner und das deutsche Gefühl

 
Richard Wagner hat das 19. Jahrhundert in ganz unterschiedlichen Positionen miterlebt und geprägt – als wirkmächtiger Komponist und angestellter Hofmusiker aber auch als Autor, als Revolutionär, als Exilant, als Bankrotteur, als Protegé wohlhabender Mäzene und eines Königs, als Theaterreformer, als Festspielgründer. Er war nicht nur Zeuge politischer Umbrüche und Strömungen, sondern hat gesellschaftliche und emotionale Befindlichkeiten seiner Zeit registriert, aufgegriffen und (um-)gestaltet – als Künstler ebenso wie als Unternehmer. Dabei zeigt sich Wagner als Gefühlstechniker, der in einer zunehmend kommerzialisierten Welt den gesellschaftlichen Stellenwert der Kunst – und des Künstlers – neu verortete. Dafür entwickelte er Strategien, in denen Emotionen eine Hauptrolle spielen. Seine Vorstellungen vom Musikdrama als Gesamtkunstwerk waren immer auch eine Kritik an der Moderne. Sie waren damit von dem Anspruch geprägt, nicht nur den einzelnen Menschen, sondern die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu verändern – ein Verlangen, das sich in anderer Form und Ausprägung auch bei Karl Marx findet, dem das Deutsche Historische Museum parallel eine Ausstellung widmet. Wagner war Antisemit. Wieweit seine Inszenierung von Gefühlen, seine Vorstellungen von Musik und Kunst, seine Fantasie über Unterdrückung und Erlösung sowie seine Kritik an der Moderne von diesem Antisemitismus geprägt waren oder den Antisemitismus mit ausmachten, ist bis heute umstritten. Die Ausstellung befasst sich mit Wagners Inszenierungen konkreter Gefühle und stellt die Geschichte ihrer Konzeption in den Kontext des 19. Jahrhunderts zurück.
 
Die Ausstellung wird von Michael Steinberg kuratiert. Wissenschaftliche Co-Kuratorin: Katharina J. Schneider.
 
29. April bis 4. September 2022
Herlinde Koelbl. Angela Merkel
Porträts 1991 – 2021

 
Wenn im Herbst 2021 die Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel endet, endet auch für die Fotografin Herlinde Koelbl ein weltweit einzigartiges Projekt: Herlinde Koelbl hat Angela Merkel mit einer kurzen Unterbrechung 30 Jahre lang begleitet. Von 1991 an, als sie die politische Arena betrat, bis heute. In den regelmäßigen Porträtsitzungen wird die Entwicklung von der jungen unerfahrenen Politikerin zur Kanzlerin und schließlich zum „Global Leader“ sichtbar. Die Fotografien setzen sich zu einer Zeitreise durch die Epoche Angela Merkel zusammen. Von keinem anderen Politiker existiert eine ähnlich umfassende Porträtserie, die einen vergleichbaren internationalen Aufstieg begleitet. Es handelt sich daher um Nahaufnahmen einer extremen physischen und psychischen Verwandlung und zugleich um das Protokoll einer ungewöhnlichen Begegnung. Für die Besucherinnen und Besucher des Deutschen Historischen Museums bietet die Serie die Möglichkeit, die Stationen von Merkels Kanzlerschaft nachzuverfolgen. Bereits im Jahr 1999 zeigte das DHM die Ausstellung „Spuren der Macht“, für die Herlinde Koelbl fünfzehn Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien während acht Jahren wiederholt porträtierte, darunter auch Angela Merkel. Mit Merkel führte Koelbl die Zusammenarbeit weiter, insofern stehen das vergangene und aktuelle Ausstellungsprojekt in direkter Verbindung.  
 
1. Juli 2022 bis 15. Januar 2023
Staatsbürgerschaften. Kämpfe um politische Zugehörigkeit in Deutschland, Frankreich und Polen seit dem 19. Jahrhundert (Arbeitstitel)

 
Dazugehören – oder nicht? Diese Frage löst starke, auch widerstreitende Gefühle aus. Die Staatsbürgerschaft bündelt viele dieser Gefühle. Sie ist ein Status des Rechts, der Menschen zusammenführt und zugleich trennt. Sie stiftet nationale und politische Gemeinschaft, aber sie markiert auch  einen Unterschied und Vorrang gegenüber denen, die außerhalb der Gemeinschaft stehen. Die Staatsbürgerschaft geriet durch ihre Verbindung mit dem modernen Nationalstaat zum Gegenstand von Kämpfen um Zugehörigkeit und Teilhabe. Sie teilte Rechte auf staatliche Daseinsvorsorge und politische Mitbestimmung zu und bestimmte, wer als Wehrpflichtiger sein Leben für den Staat einsetzen musste. Die Staatsbürgerschaft trug somit zur Konstruktion nationaler, kollektiver Identitätsvorstellungen bei und wurde zum zentralen Instrument der Verteilung von Lebens- und Überlebenschancen in den europäischen Staaten des 19. und 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung zeigt in einem Durchgang vom ‚langen‘ 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart den Bedeutungswandel und die Mobilisierungskraft von Staatsbürgerschaft: Sie stieg zur dominanten Form politischer Zugehörigkeit im Zeitalter des Nationalstaats auf, wurde von Diktaturen als Instrument ethnischer und politischer Selektion eingesetzt und nimmt in der Unionsbürgerschaft der supranationalen  Europäischen Union neue Gestalt an. Dies zeigt die Ausstellung anhand dreier Länder Europas – Deutschland, Frankreich und Polen –, die als Nachbarstaaten in existentieller Weise durch scharfe Konflikte und enge politische Kooperation miteinander verflochten waren.
 
Die Ausstellung wird von Prof. Dr. Dieter Gosewinkel kuratiert.
 
Ab 25. November 2022
Roads not Taken.
Eine andere deutsche Geschichte
 
 
Für die Übergangszeit bis zur Eröffnung der neuen ständigen Ausstellung wird ab November 2022 bis voraussichtlich Mitte 2025 im Pei-Bau auf ca. 1.000 m² die Ausstellung „Roads not Taken. Eine andere deutsche Geschichte“ zu sehen sein.
Die Ausstellung zeigt anhand von Schlüsselobjekten einen Überblick über die deutsche Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Der Titel „Roads not Taken“ ist programmatisch zu verstehen: Ausgehend von konkreten Daten der deutschen Geschichte werden die tatsächlichen historischen Ereignisse vor dem Hintergrund möglicher anderer Geschichtsverläufe präsentiert, die in entscheidenden, oftmals dramatischen Wendepunkten ebenfalls angelegt waren. Mit diesem außergewöhnlichen Ansatz sind Fragen nach langfristig prägenden Strukturen verknüpft, aber auch nach der Bedeutung einzelner Persönlichkeiten oder der Rolle des Zufalls in der Geschichte. Grundlegend für die Idee der Ausstellung ist das Ziel, Bekanntes in neuem Licht zu sehen und den Blick für die grundsätzliche Offenheit von Geschichte zu schärfen.
 
Unter der Projektleitung von Fritz Backhaus wird die Ausstellung von Julia Franke, Stefan Paul-Jacobs und Dr. Lili Reyels kuratiert.

Mit freundlichen Grüßen
Daniela Lange
Pressereferentin