Facing Nazi Crimes: European Perspectives after 1945
Europäische Veranstaltungsreihe zur Ausstellung „Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948“ wird ab 4. September fortgesetzt
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Die europäische Veranstaltungsreihe „Facing Nazi Crimes: European Perspectives after 1945“ geht nach der Sommerpause in die zweite Runde. Nachdem die Reihe von Mai bis Juni 2025 bereits in London, Paris und Liberec zu Gast war, wird sie ab September in Warschau, Bergen-Belsen und Berlin fortgesetzt. Das vom Deutschen Historischen Museum und dem Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“ konzipierte Begleitprogramm zur aktuellen Ausstellung „Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948“ widmet sich an den Orten der zwischen 1945 und 1948 organisierten Ausstellungen deren gesellschaftlichen und historischen Kontexten. Eine Abschlussveranstaltung findet am 8. Oktober 2025 im Deutschen
Historischen Museum in Berlin statt.
Im Rahmen der sechsteiligen Reihe diskutieren internationale Gäste mit dem Ausstellungsteam, in welchem Verhältnis die Ausstellungen zur frühen dokumentarischen, rechtlichen, politischen und historischen Auseinandersetzung mit der deutschen Besatzung und ihren Verbrechen standen. Wie wurden sie rezipiert und welchen Einfluss hatten sie auf die Erinnerungskultur bis heute?
Die eintrittsfreie Veranstaltungsreihe wird online ausgestrahlt und ist anschließend digital abrufbar.
Die nächste Veranstaltung findet am Donnerstag, den 4. September 2025 in
Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut Warschau und dem Jewish Historical Institute im POLIN Museum of the History of Polish Jews statt. Zwischen 1945 und 1948 wurden in Warschau mit „Warszawa oskarża“ („Warschau klagt an“) und „Martyrologia i walka“ („Martyrium und Kampf“) zwei Ausstellungen organisiert, die im politisch instabilen Klima der Nachkriegszeit ei-nen Blick auf die gegensätzlichen Motive der Beteiligten erlauben. Angesichts der spezifischen Perspektive eines ostmitteleuropäischen Landes, das ein Hauptschauplatz des Holocaust und anderer deutscher Massenverbrechen war, stellt sich die Frage, inwiefern die frühen kontroversen Positionen bis heute wirksam sind.
Es diskutieren Zuzanna Hertzberg (Warschau), Maria Kobielska (Jagiellonian University Kraków), Agata Pietrasik (Freie Universität Berlin), Magdalena Saryusz-Wolska (Deutsches Historisches Institut Warschau) und Zuzanna Schnepf-Kołacz (Jewish Historical Institute).
Kommende Termine der Veranstaltungsreihe „Facing Nazi Crimes: European Perspectives after 1945“:
Warszawa – Pokłosie zniszczeń | Folgen der Zerstörung
Donnerstag, 4. September 2025, 18 Uhr, POLIN Museum of the History of Polish Jews
In Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut Warschau und dem Jewish Historical Institute
Mit Zuzanna Hertzberg, Maria Kobielska, Agata Pietrasik, Magdalena Saryusz-Wolska und Zuzanna Schnepf-Kołacz
Zwischen 1945 und 1948 wurden in Warschau mit „Warszawa oskarża“ („Warschau klagt an“) und „Martyrologia i walka“ („Martyrium und Kampf“) zwei Ausstellungen organisiert, die im politisch instabilen Klima der Nachkriegszeit einen Blick auf die gegensätzlichen Motive der Beteiligten erlauben. Angesichts der spezifischen Perspektive eines ostmitteleuropäischen Landes, das ein Hauptschauplatz des Holocaust und anderer deutscher Massenverbrechen war, stellt sich die Frage, inwiefern die frühen kontroversen Positionen bis heute wirksam sind.
Polnisch mit deutscher Übersetzung
Bergen-Belsen – Survivors and Remembrance | Überlebende und Gedenken
Montag, 15. September 2025, 17.30 Uhr, Niedersachsen-Kaserne, Lohheide
In Kooperation mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen
Mit Agata Pietrasik, Katja Seybold, Dan Michman und Elke Gryglewski
1947 organisierten die Überlebenden im Displaced Persons Camp Bergen-Belsen die Ausstellung „Undzer veg in der frayhayt“ („Unser Weg in die Freiheit“). Sie gibt einen besonderen Einblick in die Art und Weise, wie die Geschichte der nationalsozialistischen Besatzung und des Holocausts aus der Sicht der jüdischen DPs erzählt wurde. Welche Bedeutung hatte diese Opferperspektive in der Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur damals und heute?
Englisch mit deutscher Übersetzung
Vor der Veranstaltung besteht um 15.30 Uhr die Gelegenheit, an einer geführten Bustour über das Gelände des ehemaligen Displaced Persons Camp Bergen-Belsen teilzunehmen.
Berlin – Europäische Erinnerung? | European Memory?
Mittwoch, 8. Oktober 2025, 18.30 Uhr, Deutsches Historisches Museum
Mit u.a. Ljiljana Radonić
Die ersten Ausstellungen zu den nationalsozialistischen Verbrechen stellten ein europaweites Phänomen dar, das mit dem Einsetzen des Kalten Krieges in dieser Form abbrach. Inwieweit kann ein Blick auf die Auseinandersetzungen der Nachkriegszeit aufschlussreich für die heutige Erinnerungskultur sein? Welche Herausforderungen verbinden sich mit dem Projekt einer europäischen Erinnerung angesichts des Zusammenbruchs der Nachkriegsordnung sowie aktueller Krisen und Kriege? In welcher Weise stellen sich uns Fragen der Jahre 1945 bis 1948 heute erneut?
In deutscher Sprache
Die Veranstaltungsreihe findet in Kooperation mit der Max Weber Stiftung statt.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Informationen zur Anmeldung und Streaming-Links unter dhm.de/programm
Die gesamte Veranstaltungsreihe ist als Video auf dem DHM-YouTube-Kanal verfügbar und kann auf dem DHM-Soundcloud-Kanal und auf dem DHM-Spotify-
Kanal nachgehört werden.
„Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948“
Das nationalsozialistische Deutschland herrschte auf dem Höhepunkt seiner Macht über fast ganz Europa. Etwa 230 Millionen Menschen in heute mehr als 30 Ländern lebten unter deutscher Besatzung. Auf welche Weise verarbeiteten die betroffenen Nachkriegsgesellschaften die Erfahrung von Gewalt und Vernichtung, die der Zweite Weltkrieg und die NS-Besatzung verursacht hatte? Ein bisher übersehenes, aber historisch prägendes Medium der Auseinandersetzung waren Ausstellungen, die unmittelbar nach Kriegsende in ganz Europa organisiert wurden. In Zeiten sozialer Not, politischer Instabilität, anhaltender Gewalt und unklarer Zukunftsperspektiven zielten sie darauf ab, die Auswirkungen des Holocaust und der nationalsozialistischen Verbrechen zu dokumentieren und zu visualisieren. Mit „Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948“ (24.5.-23.11.2025) zeichnet das Deutsche Historische Museum erstmals die Geschichte dieses gesamteuropäischen Phänomens anhand früher Ausstellungen in London, Paris, Warschau, Liberec und Bergen-Belsen nach. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“. Das Projekt geht davon aus, dass ein gemeinsames europäisches Erinnern und damit eine gemeinsame europäische Zukunft wesentlich auf dem geteilten Wissen über die Geschichte der deutschen Besatzung basiert.
Der Fokus richtet sich auf die unterschiedlichen Formen und Inhalte, mit denen die damaligen Ausstellungsmacherinnen und -macher – darunter meist NS-Verfolgte und Holocaust-Überlebende – die Gewaltereignisse, den Widerstand, die Täter und den Verlust des kulturellen Erbes thematisierten. Sichtbar werden zudem die unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen, die sich in diesen Ausstellungen niederschlugen. Eingebettet in den jeweiligen lokalen und nationalen Kontext werden die damaligen Bildsprachen analysiert und Quellen vorgestellt. Die Motivation der Beteiligten wird nachverfolgt ebenso wie die Wirkung der Ausstellungen, die zum Teil durch ganz Europa wanderten. Originale Exponate, Fotografien, Filme, Dokumente, Kunstwerke und Multimedia-Präsentationen ermöglichen es, den Herausforderungen und Hintergründen dieses „ersten Blicks zurück“ nahe zu kommen.
Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“
Zwischen 1939 und 1945 brachte Deutschland über weite Teile Europas Entrechtung, Leid, Zerstörung und Tod. Die Kriegführung wie auch der Umgang mit der Zivilbevölkerung waren in hohem Maße verbrecherisch. Die Shoah sowie der Völkermord an den Sinti und Roma waren in der Geschichte beispiellos. In den ehemals besetzten Gebieten wirkt die Gewalt bis in die Gegenwart nach. Um dies zu würdigen, beschloss der Deutsche Bundestag die Gründung eines Dokumentationszentrums in Berlin und betraute das DHM mit der Realisierung. Das zukünftige Zentrum wird die europäische Dimension der deutschen Besatzung vermitteln und Raum zum Gedenken geben. Im Fokus steht die Erfahrung der Opfer, besonders auch bisher weniger beachteter Opfergruppen.
Weitere Informationen zum ZWBE unter: dhm.de/zwbe
Pressefotos zur Ausstellung sind im Pressebereich der DHM-Website verfügbar.
Presseakkreditierung Veranstaltungsreihe: Bitte kontaktieren Sie die Pressestelle des jeweiligen Veranstaltungsorts.

© Grafik VISUAL SPACE AGENCY & STUDIO BENS

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