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Am Mittwoch, den 8. Oktober 2025 um 18.30 Uhr lädt das Deutsche Historische Museum zur Abschlussveranstaltung der sechsteiligen europäischen Reihe „Facing Nazi Crimes: European Perspectives after 1945“ ein. Das vom DHM und dem
Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“ konzipierte Begleitprogramm zur Ausstellung „Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948“ widmet sich an den Orten der zwischen 1945 und 1948 organisierten Ausstellungen deren gesellschaftlichen und historischen Kontexten. Nach Stationen in London, Paris, Liberec, Warschau und Bergen-Belsen diskutieren zum Abschluss nach einer Begrüßung durch DHM-Präsident Raphael Gross die Politikwissenschaftlerin Ljiljana Radonić und die Historikerin Katja Makhotina unter dem Titel „Berlin – Europäische Erinnerung? | European Memory?“: Die ersten Ausstellungen zu den nationalsozialistischen Verbrechen stellten ein europaweites Phänomen dar, das mit dem Einsetzen des Kalten Krieges in dieser Form abbrach. Inwieweit kann ein Blick auf die Auseinandersetzungen der Nachkriegszeit aufschlussreich für die heutige Erinnerungskultur sein? Welche Herausforderungen verbinden sich mit dem Projekt einer europäischen Erinnerung angesichts des Zusammenbruchs der Nachkriegsordnung sowie aktueller Krisen und Kriege? In welcher Weise stellen sich uns Fragen der Jahre 1945 bis 1948 heute erneut?

Die Veranstaltung ist eintrittsfrei und anschließend digital abrufbar.

Anmeldung zur Veranstaltung unter https://ticket.dhm.de/#/product/event/247

Die Reihe ist als Video auf dem DHM-YouTube-Kanal verfügbar.

„Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948“

Das nationalsozialistische Deutschland herrschte auf dem Höhepunkt seiner Macht über fast ganz Europa. Etwa 230 Millionen Menschen in heute mehr als 30 Ländern lebten unter deutscher Besatzung. Auf welche Weise verarbeiteten die betroffenen Nachkriegsgesellschaften die Erfahrung von Gewalt und Vernichtung, die der Zweite Weltkrieg und die NS-Besatzung verursacht hatte? Ein bisher übersehenes, aber historisch prägendes Medium der Auseinandersetzung waren Ausstellungen, die unmittelbar nach Kriegsende in ganz Europa organisiert wurden. In Zeiten sozialer Not, politischer Instabilität, anhaltender Gewalt und unklarer Zukunftsperspektiven zielten sie darauf ab, die Auswirkungen des Holocaust und der nationalsozialistischen Verbrechen zu dokumentieren und zu visualisieren. Mit „Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948“ (24.5.-23.11.2025) zeichnet das Deutsche Historische Museum erstmals die Geschichte dieses gesamteuropäischen Phänomens anhand früher Ausstellungen in London, Paris, Warschau, Liberec und Bergen-Belsen nach. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“.

Der Fokus richtet sich auf die unterschiedlichen Formen und Inhalte, mit denen die damaligen Ausstellungsmacherinnen und -macher – darunter meist NS-Verfolgte und Holocaust-Überlebende – die Gewaltereignisse, den Widerstand, die Täter und den Verlust des kulturellen Erbes thematisierten. Sichtbar werden zudem die unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen, die sich in diesen Ausstellungen niederschlugen. Eingebettet in den jeweiligen lokalen und nationalen Kontext werden die damaligen Bildsprachen analysiert und Quellen vorgestellt. Die Motivation der Beteiligten wird nachverfolgt ebenso wie die Wirkung der Ausstellungen, die zum Teil durch ganz Europa wanderten. Originale Exponate, Fotografien, Filme, Dokumente, Kunstwerke und Multimedia-Präsentationen ermöglichen es, den Herausforderungen und Hintergründen dieses „ersten Blicks zurück“ nahe zu kommen.

Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“

Zwischen 1939 und 1945 brachte Deutschland über weite Teile Europas Entrechtung, Leid, Zerstörung und Tod. Die Kriegführung wie auch der Umgang mit der Zivilbevölkerung waren in hohem Maße verbrecherisch. Die Shoah sowie der Völkermord an den Sinti und Roma waren in der Geschichte beispiellos. In den ehemals besetzten Gebieten wirkt die Gewalt bis in die Gegenwart nach. Um dies zu würdigen, beschloss der Deutsche Bundestag die Gründung eines Dokumentationszentrums in Berlin und betraute das DHM mit der Realisierung. Das zukünftige Zentrum wird die europäische Dimension der deutschen Besatzung vermitteln und Raum zum Gedenken geben. Im Fokus steht die Erfahrung der Opfer, besonders auch bisher weniger beachteter Opfergruppen. Das Projekt geht davon aus, dass ein gemeinsames europäisches Erinnern und damit eine gemeinsame europäische Zukunft wesentlich auf dem geteilten Wissen über die Geschichte der deutschen Besatzung basiert.

Weitere Informationen zum ZWBE unter: dhm.de/zwbe