Noch 10 Tage: „Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948˝ bis zum 23. November 2025 im Deutschen Historischen Museum
In Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“ (ZWBE)
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Noch bis Sonntag, den 23. November 2025 zeigt das Deutsche Historische Museum „Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948“. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Dokumentations-zentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“ (ZWBE) entstanden.
Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum:
„Die ersten Versuche, die deutsche Besatzungsgewalt zu dokumentieren, zu deuten und auszustellen, sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei verweisen sie auf eine kurze historische Phase, in der vor den politischen Verhärtungen des Kalten Kriegs eine gesamteuropäische Auseinandersetzung mit der erlittenen Gewalt noch möglich war. ‚Gewalt ausstellen‘ hat einen Nerv getroffen, weil die Ausstellung auch als Spiegel unserer Erinnerung heute, und besonders unserer Erinnerungslücken, fungiert. Angesichts aktueller globaler Konflikte und eines wachsenden Auseinanderdriftens Europas ist eine gemeinsame Verständigung über die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg besonders dringlich. Das Dokumentationszentrum ‚Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa‘ wird diese Auseinandersetzung entscheidend voranbringen und seine Realisierung ist darum gerade heute von entscheidender politischer Bedeutung.“
„Gewalt ausstellen“ dokumentiert sechs einzigartige Ausstellungen, die noch während oder unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs in London, Paris, Warschau, Liberec und Bergen-Belsen gezeigt wurden. Diese Ausstellungen reagierten auf die Erfahrungen von Gewalt und Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs und unter der NS-Besatzung. Sie sind ein bisher übersehenes, aber historisch prägendes Medium historischer Auseinandersetzung mit der NS-Herrschaft. Mit der Ausstellung zeichnet das Deutsche Historische Museum erstmals die Geschichte dieses gesamteuropäischen Phänomens nach. Die Kuratorin Agata Pietrasik richtete dabei den Fokus auf die unterschiedlichen Formen und Inhalte, mit denen die damaligen Ausstellungsmacherinnen und
-macher – darunter meist NS-Verfolgte und Holocaust-Überlebende – die Gewaltereignisse, den Widerstand, die Täter und den Verlust des kulturellen Erbes thematisierten. Sichtbar werden zudem die unterschiedlichen Zukunfts-vorstellungen, die sich in diesen Ausstellungen niederschlugen.
Die begleitende europäische Veranstaltungsreihe „Facing Nazi Crimes: European Perspectives after 1945“ ist als Video auf dem DHM-YouTube-Kanal verfügbar. Die sechsteilige Reihe fand von April bis Oktober 2025 an den Orten der ersten Nachkriegsausstellungen statt. Mit renommierten Gästen aus den jeweiligen Ländern wurde über die damalige und aktuelle Auseinandersetzung mit der deutschen Besatzung und ihren Verbrechen diskutiert.
Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“ (ZWBE)
Das Dokumentationszentrum „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa“ geht auf eine Initiative des Bundestages zurück, der seine Gründung vor fünf Jahren beschloss. Es soll die europäische Dimension der deutschen Besatzung vermitteln und die Erfahrung der Opfer würdigen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht herrschte das nationalsozialistische Deutschland über 230 Millionen Menschen in heute über 30 Ländern. Die Kriegführung wie auch der Umgang mit der Zivilbevölkerung waren in hohem Maße verbrecherisch. Die Shoah und der Völkermord an den Sinti und Roma sind in der Geschichte beispiellos. In vielen der ehemals besetzten Gebiete wirkt die Gewalt bis in die Gegenwart nach. Das Dokumentationszentrum baut darauf, dass eine gemeinsame europäische Zukunft ein geteiltes Wissen über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung in Europa braucht.
Weitere Informationen zum ZWBE unter: dhm.de/zwbe

Grafik: VISUAL SPACE AGENCY & STUDIO BENS