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Internationale wissenschaftliche Tagung in Kooperation mit dem Lepsiushaus Potsdam, 1. bis 3. März 2015

Die systematischen Vertreibungen, Todesmärsche und Massaker, denen die armenische Bevölkerung des Osmanischen Reiches ab April 1915 ausgesetzt war, werden vielfach als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts angesehen. Es handelte sich um ein Jahrhundertverbrechen, das sich während des Ersten Weltkriegs keinesfalls unbemerkt ereignete: Deutsche Missionare, Diplomaten und allen voran Militärs wurden unmittelbare Zeugen der gewaltsamen Geschehnisse. Die deutsche Reichsregierung stand ihrem jungtürkischen Kriegsverbündeten dennoch in treuer Waffenbrüderschaft zur Seite. Fast auf den Tag genau vor 100 Jahren nach dem Völkermord stellt sich daher einmal mehr die Frage nach der Verwicklung und Mitverantwortung der deutschen Akteure.

In der vom Deutschen Historischen Museum und dem Lepsiushaus Potsdam organisierten internationalen und interdisziplinären Tagung diskutieren renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Rolle des Deutschen Reiches während des Völkermords an den Armeniern. Wie verhielt sich die Reichsregierung, wie die Diplomaten und Militärs? Welche Abhängigkeiten bestanden zwischen den Kriegsverbündeten? Welche Strukturen und Wege humanitärer Hilfe konnten während des Ersten Weltkrieges etabliert und genutzt werden? Die Konferenz aus Anlass des 100. Gedenktages an den Völkermord an den Armeniern wird ein differenziertes Bild der damaligen Ereignisse nachzeichnen und mögliche Handlungsspielräume auf deutscher Seite beleuchten.

Alle Vorträge werden simultan ins Deutsche und Englische übersetzt.

ORT

Zeughauskino, Deutsches Historisches Museum

ANMELDUNG

Anmeldung erforderlich bis zum 23. Februar, unter anmeldung@lepsiushaus-potsdam.de.

PROGRAMM

1. März 2015

18.00–18.30 Uhr
Eröffnung der Konferenz
Begrüßung, Prof. Dr. Alexander Koch, Deutsches Historisches Museum, Dr. Rolf Hosfeld, Lepsiushaus Potsdam

18.30–20.00 Uhr
Eröffnungsvortrag
Mark Levene (University of Southampton)
Tödliche Geopolitik, ethnische Mobilisierung und die Verwundbarkeit von Menschen 1914–1918
Deadly geo-politics, ethnic mobilisations and the vulnerability of peoples, 1914–1918

2. März 2015

9.00–10.00 Uhr
Anmeldung

10.00–12.00 Uhr
Panel I
Deutsch-Osmanische Politik und die armenische Frage

German-Ottoman policy and the Armenian Question
Moderation: Rolf Hosfeld

Taner Akcam (Clark University):
Die europäischen Mächte und die armenische Frage
The European Powers and the Armenian Question

Thomas Schmutz (Universität Zürich):
Die deutsche Rolle und die Reformdiskussion zwischen 1913–1914
The German role in the reform discussion of 1913–1914

Erik Jan Zürcher (Universität Leiden):
Die unionistische Entscheidungsfindung 1913–1915
Unionist decision making 1913–1915

Ronald Suny (University of Michigan):
Kommentar

12.00–14.00 Uhr
Pause

14.00–16.00 Uhr
Panel II
Die Reichsregierung, das Auswärtige Amt und der Völkermord an den Armeniern

The Imperial Government, the Foreign Office and the Armenian Genocide
Moderation: Roy Knocke

Martin Kröger (Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin):
The Armenian files in the Political Archive of the Foreign Office – Origin, transmission, possibilities
Die Armenienakten im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts – Entstehung, Überlieferung, Möglichkeiten

Hans-Lukas Kieser (Universität Zürich):
Wangenheim und das jungtürkische Komitee. Eine Geschichte von Hoffnung, Täuschung und Genickbruch (1913–1915)
Wangenheim and the Young Turk Committee. A history of hope, deceit and neck breaking (1913–1915)

Christin Pschichholz (Universität Potsdam/Lepsiushaus):
Kolonialer Pragmatismus? Warum der Widerspruch aus dem Deutschen Reich gering blieb
Colonial Pragmatism? Why few objections came from the German Empire

Ashot Hayruni (Staatsuniversität Eriwan):
Hätte die kaiserliche Regierung den Völkermord an den Armeniern verhindern können, ohne die Waffenbrüderschaft mit der Türkei zu gefährden?
Could the Imperial Government have prevented the Armenian genocide
without endangering the brotherhood in arms with the Turks?

Ulrich Sieg (Philipps-Universität Marburg):
Kommentar

3. März 2015

9.00–11.00 Uhr
Panel III
Das deutsche Militär im Osmanischen Reich

German Military in the Ottoman Empire
Moderation: Christin Pschichholz

Alexander Krethlow (Universität Bern):
Der Armeniergenozid und das deutsche Militär
The Armenian genocide and the German military

Jürgen Gottschlich (Istanbul/Berlin):
„Hart, aber nützlich“ – Hans Humanns Haltung zum Völkermord
“Tough, but useful” – Hans Humann’s position toward the genocide

Ozan Arslan (University of Economics, Izmir):
Wer steht in der Verantwortung an der Kaukasusfront? Eine Einschätzung der Entscheidungsprozesse und die angespannte Allianz zwischen dem Deutschen Reich und den osmanischen Offizieren, 1914–1918
Who is in charge of the Caucasian Front?: An Assessment of the Decision-Making Process and the Uneasy Alliance between the Imperial German and Ottoman army officers, 1914–1918

Hilmar Kaiser (Phnom Penh):
Die osmanische dritte Armee und die Vernichtung der Armenier im Bezirk Erzincan
The Ottoman Third Army and the Extermination of the Armenians in Erzindjan District

Oliver Stein (Freie Universität Berlin):
Kommentar

11.00–11.30 Uhr
Kaffeepause

11.30–13.00 Uhr
Panel IV
Deutsche Verwicklungen – Fallstudien

German Involvement – Case Studies
Moderation: Rolf Hosfeld

Judith Perisic: (Universität Mainz):
Die deutschen Verflechtungen beim Aufstand der Armenier und dessen Niederschlagung in Urfa
The German involvement in Armenian insurrection and its suppression in Urfa

Fabian Stremmel (Ehringhausen, BAMF):
Das deutsche Kulturprogramm in der Provinz Aleppo und der Genozid an den Armeniern
The German Cultural Programmes in the Aleppo Province and the Armenian Genocide

Sigurd Sverre Stangeland (Collegium Hungaricum et Germanicum, Rom):
Konsul Walter Rössler, Vali Djelal Bey und Beatrice Rohner – ein Triumvirat im Einsatz für die Armenier
Consul Walter Rössler, Vali Djelal Bey and Beatrice Rohner – A triumvirate on the side of the Armenians

Hilmar Kaiser (Phnom Penh):
Kommentar

13.00–14.30 Uhr
Pause

14.30–16.30 Uhr
Panel V
Humanitäres Netzwerk, Moralpolitik und Nachwirkungen

Humanitarian Networks, Moral Politics and Aftermath
Moderation: Roy Knocke

Alexandra Przyrembel (KWI Essen/KHK Kolleg):
Humanität in der Krise – die Massaker an den Armeniern (1895–1915)
Humanitarianism in Crisis – the Armenian Massacres (1895–1915)

Rolf Hosfeld (Lepsiushaus Potsdam):
Von der Moralpolitik des späten 19. Jahrhunderts zu den Anfängen internationalen Rechts
From the moral politics of the late 19th century to the beginnings of international justice

Claire Mouradian (CNRS, Paris):
Von Sèvres bis Lausanne: eine Frage von strafrechtlicher Vergeltung hin zur Entlastung
From Sèvres to Lausanne: the issue of retribution towards exoneration

Raymond Kévorkian (Paris):
Kommentar

18.00 Uhr

Öffentliche Podiumsdiskussion

100 Jahre Völkermord an den Armeniern – Ein Kapitel deutscher Geschichte?
Ort: Schlüterhof, Deutsches Historisches Museum

Begrüßung
Prof. Dr. Alexander Koch, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum
Dr. Rolf Hosfeld, Wissenschaftlicher Leiter des Lepsiushauses Potsdam

Es diskutieren
Shermin Langhoff, Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters Berlin  

Markus Meckel, Präsident des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. und Mitverfasser der Bundestagsresolution zum Völkermord an den Armeniern von 2005

Prof. Dr. Mihran Dabag, Direktor des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum

Moderation
Dr. Jacqueline Boysen, Journalistin, Berlin

Anmeldungen zur Podiumsdiskussion bis zum 3. März 2015 unter veranstaltung@dhm.de.